1520 verbot Papst Leo X. den "Augenspiegel", das größte Werk des Gelehrten, Juristen und Sprachforschers: Hatte der doch die Frechheit besessen, sich für die Schriften der Juden einzusetzen. Hebräisch und Griechisch, so Reuchlin - der im Gegensatz zu den meisten Klerikern diese Sprachen souverän beherrschte - seien die eigentlichen Sprachen der Bibel: das Hebräische, weil in ihm Gottes Wort niedergeschrieben sei, und das Griechische als die Sprache der Apostel.
"Zurück zu den Quellen", war das Motto seines Lebens. Und er mahnte "Verbrennt nicht, was ihr nicht kennt!", als kirchliche Hetzer die jüdischen Schriften, Tora, Talmut, Kabbala, als angeblich häretisch und ketzerisch vernichteten.
Er selbst war ein treuer Katholik, doch trat er sein Leben lang für das Recht Anderer ein, ihren eigenen Glauben zu leben - eine Haltung von zeitloser Güte und Gültigkeit.
Die Musik zu diesem Zeitzeichen stammt von Catalina Vicens und ihrem Ensemble Servir Antico. Sie wurde uns freundlicherweise von Catalina Vicens zur Verfügung gestellt. Mehr zu ihren Aufnahmen und Projekten unter www.catalinavicens.com
Redaktion: Hildegard Schulte