Mit Sätzen wie "Manchmal ist eine Schreibblockade für die Leser ein Segen" machte er seine Büchersendung "Das Literarische Quartett" zur populären Unterhaltungsshow.
Deutschlands berühmtester Kritiker war von Literatur geradezu besessen - sie bot ihm die Heimat, die er im wahren Leben nicht finden konnte. Reich-Ranicki stammte aus einer jüdischen polnisch-deutschen Familie und musste während des Nationalsozialismus Diskriminierung und Verfolgung erleiden. Er wurde ins Warschauer Ghetto deportiert und entkam nur knapp dem Transport ins Vernichtungslager.
In den 60er und 70er Jahren stieg er als Kritiker der "Zeit" und später als Literatur-Chef der FAZ zum Papst der deutschen Literaturkritik auf - eine Berühmtheit, die immer wieder auch polarisierte. Noch kurz vor seinem Tod sorgte Reich-Ranicki für einen Eklat, als er sich weigerte, den Deutschen Fernsehpreis anzunehmen.
Redaktion: Hildegard Schulte