Ihr Autor, John Boyd Orr, veröffentlicht sie trotzdem - auf eigene Faust. Denn den Mund verbieten lässt sich der resolute Arzt nicht. Seinen Gerechtigkeitssinn hat er in den Armenvierteln von Glasgow entdeckt: Bevor er sein Zweitstudium in Biologie und Medizin beginnt, arbeitet er dort als Lehrer. Seine Schüler sind so unterernährt, rachitisch und verlaust, dass sie kaum dem Unterricht folgen können.
Im Zweiten Weltkrieg berät er Premier Churchill, wie man das knappe Essen so fair wie möglich rationieren kann - und betritt danach die Bühne der internationalen Politik: 1945 wird er zum Direktor der neu gegründeten Welternährungsorganisation FAO gewählt. Schnell muss er feststellen, dass die westlichen Länder, allen voran die USA, an der Bekämpfung des weltweiten Hungers kein Interesse haben und gibt seinen Posten zurück. Den Friedensnobelpreis bekommt er 1949 trotzdem.
Anders als er gehofft hätte, sind seine Forschungen bis heute aktuell. Noch immer sind Arme häufiger krank - allerdings oft nicht mehr aus Hunger, sondern wegen zu viel Zucker, Fett und Fast Food.
Redaktion: Ronald Feisel