Zum Glück scheint am 22. August 1949 in Hamburg die Sonne. Sonst hätte Meyer-Schwickerath die Operation verschieben müssen. Er behandelt einen zehnjährigen Jungen, bei dem befürchtet wird, dass sich dessen Auge die Netzhaut von ihrem Untergrund löst. Sie soll wieder "festgeschweißt" werden. Dafür setzt der junge Oberarzt einen stark fokussierten Sonnenstrahl ein und leitet ihn ins Auge.
Die Grundidee ist schon älter: Die Netzhaut wird punktweise durch Verbrennungen mit ihrem Untergrund verschweißt, um zu verhindern, dass sie sich weiter ablöst. So wird eine Blindheit eingegrenzt, und ein Teil der Sehkraft bleibt erhalten. Vor Meyer-Schwickerath wurden dafür vor allem dünne heiße Drähte oder Strom eingesetzt.
Doch mit Sonnenlicht lässt sich nicht verlässlich planen. Deswegen entwickelt Gerhard Meyer-Schwickerath seine Methode der Photokoagulation zusammen mit der Firma Zeiss weiter: Ab 1957 hilft der Xenonlicht-Koagulator bei Augenoperationen und wird schnell zum Standardverfahren. Inzwischen kommen stattdessen Laser zum Einsatz.
Redaktion: Ronald Feisel