Ein sorgenfreies Leben, das jäh mit dem ersten Weltkrieg endet. Als "feindliche Ausländer" werden Jeanne und ihre Familie enteignet und zur Flucht gezwungen. Mittellos kehren sie nach Berlin zurück.
Hier arbeitet Jeanne als Zeichnerin für verschiedene Zeitschriften und Magazine. Mit spitzer Feder begibt sie sich auf ihren nächtlichen Streifzügen an zwielichtige Orte des großstädtischen Dschungels, die selbst von ihren männlichen Kollegen gemieden werden.
Mit ihren Milieuschilderungen aus den Cafés und Clubs, den Tanz- und Travestie-Etablissements, den zahllosen Kneipen und den Straßen von Berlin wird sie zur Bildberichterstatterin der wilden 1920er Jahre, skizziert dabei zugleich das Bild der "neuen Frau", die sich nicht mehr gängeln und fesseln lässt.
Jeanne Mammen wird zur hoch geschätzten Künstlerin, kann, anders als die meisten ihrer Zunft, von ihrer künstlerischen Arbeit leben. Bis zum Nationalsozialismus. Da verweigert sie sich, wendet sich demonstrativ der vom NS-Regime als "entartet" gebrandmarkten abstrakten Kunst zu, experimentiert brotlos weiter. Nach dem Krieg darf sie wieder ausstellen, arbeitet auch wieder für Zeitungen, entwirft Bühnenbilder - und scheut die Öffentlichkeit.
Redaktion: Michael Rüger