Naturnah sollte es sein, lichtdurchflutet, kinder- und tierlieb, streng vegetarisch - so wie in seinem großen Fries "Per aspera ad astra" programmatisch dargestellt. Die Ehe als Institution lehnte er ab - ein früher Hippie, dem Bürgertum seiner Zeit noch weiter voraus als die Blumen-kinder der 68er Bewegung und entsprechend bekämpft und als "Kohlrabiapostel" verspottet.
Er war ein anerkannter Maler, wurde aber vom Wiener Kunstverein betrogen und verlor sein ganzes Vermögen. Gleichzeitig fand er begeisterte Unterstützer und Förderer, in Künstlerkreisen wie bei berühmten Pazifisten oder anderen Lebensreformern. Seine Künstlerkommune "Humanitas" bestand nur wenige Jahre, denn er selbst lebte zwar sexuell freizügig, war aber wie viele Sektenführer kontrollsüchtig und autoritär. Als sie zerbrach, zog Karl Wilhelm Diefenbach nach Capri, wo er auch starb, hochgeschätzt und bewundert.
Danach war er lange Zeit fast vergessen - bis er in den vergangenen Jahren durch mehrere große Ausstellungen wiederentdeckt wurde: als Maler und als Vorläufer einer alternativen Lebensreform- und Friedensbewegung.
Redaktion: Hildegard Schulte