1980 sagte Vladimir Jankélévitch, Professor für Moralphilosophie an der Pariser Sorbonne, im Rundfunk: "Die Deutschen haben sechs Millionen Juden getötet, aber sie schlafen gut, sie machen gute Geschäfte". Dieses Urteil hörte auch der 41-jährige Französischlehrer Wiard Raveling in Westerstede. Er schrieb in einem Brief an Jankélévitch, dass er "keine Juden getötet", aber trotzdem "kein gutes Gewissen" habe.
Es war der Anfang eines Briefwechsels, der heute an französischen Schulen gelesen wird. Die Folge: Nach Jankélévitchs Tod 1985 wurden die Übersetzungsrechte für Deutschland freigegeben. Die Auseinandersetzung mit seinem provozierenden Werk, das um die existentiellen Grundfragen kreist, konnte beginnen.
Redaktion: Hildegard Schulte