1956 eröffnete in Minneapolis die erste Shopping-Mall der Welt, die Victor Gruen geplant hatte. Für ihn sollte die Mall nicht reiner Konsumtempel sein, sondern Stadt-Ersatz. Quirlige Dichte, Marktplatz, Agora, Basar, eine lebendige Einheit von Handel und Urbanität. Er wollte nicht die Kauflust steigern, sondern das soziale Leben in den Vorstädten stärken und strukturieren.
Von Autos hielt er nicht viel, er wollte den Fußgängern Raum geben, war beteiligt an der Entwicklung erster Fußgängerzonen, auch in Wien, seiner Heimatstadt, in die er Ende der 1960er Jahren zurückkehrte.
Geboren wurde er 1903 als Victor David Grünbaum in der Donaumetropole, studierte Architektur, doch der Tod des Vaters beendete seinen Traum vom Architektenberuf, eine Bautechniker-Ausbildung musste genügen. In den 20er- und 30er-Jahren schlug er sich mit Ladenbau und Inneneinrichtungen durch. Er war bekennender Sozialist, schrieb Artikel und Gedichte, machte politisches Kabarett und konnte gerade noch rechtzeitig fliehen. Ein Theaterfreund fuhr ihn und seine Frau in SA-Uniform zum Flugplatz.
Redaktion: Michael Rüger