Sein Freund und Testamentsvollstrecker Max Brod hielt sich nicht daran. Er rettete "Amerika", "Das Schloss", "Der Prozess" - Romanfragmente, die Franz Kafka zum einflussreichsten Autor des 20. Jahrhunderts machten.
Seine noch zu Lebzeiten veröffentlichten Erzählungen - darunter "Die Verwandlung", "Das Urteil" oder "In der Strafkolonie" - hatten ihn unter Kennern zwar schon bekannt gemacht. Doch das waren vornehmlich die Literatenkreise von Wien und Prag, wo Franz Kafka geboren wurde. Zur intellektuellen Kultfigur wurde er vor allem durch die nachgelassenen Schriften. Das Schicksal seiner Protagonisten erzählt von der Vereinsamung des modernen Menschen, dem Ausgeliefertsein an anonym-bösartige Mächte, von einer aussichtslosen, metaphysisch verstörenden Verzweiflung. Kafkas Einfluss auf das Denken und Wirken anderer Künstler war enorm.
Und sogar in die Alltagssprache hat er es geschafft: Für alptraumhaft verwirrende und undurchsichtig bedrohliche Situationen gibt es dank ihm einen Begriff: "kafkaesk".
Redaktion: Hildegard Schulte