Sein Erbe als Bankierssohn gestattete Franz Hessel vor dem Ersten Weltkrieg ein genussfreudiges, der Literatur gewidmetes Bohemeleben in München und Paris. Erst mit über vierzig musste er beruflich aktiv werden: als Rowohlt-Lektor in Berlin und Übersetzer von Schriftstellern wie Proust, Balzac und Casanova.
Trotz seiner jüdischen Herkunft harrte er bis 1938 in Nazi-Deutschland aus. Die Flucht ins südfranzösische Sanary-sur-Mer entpuppte sich aber als Sackgasse. Denn nach der Kriegserklärung wurde Franz Hessel mit anderen Deutschen im berüchtigten Lager "Les Milles" interniert. Kurz nach seiner Freilassung starb der lange unterschätzte deutsch-französische Grenzgänger.
Redaktion: Hildegard Schulte