ZeitZeichen
01.11.1972 - Todestag des Dichters Ezra Pound
Stand: 13.09.2017, 13:41 Uhr
"Ezra Pound war ein Genie und ein begnadeter Erneuerer der Literatur." Sagen die einen. "Ezra Pound war ein bekennender Antisemit, ein reueloser Faschist und ein völlig überschätzter lyrischer Schwafler", die anderen. Er hat also polarisiert wie kaum ein anderer Dichter des 20. Jahrhunderts. In einem aber sind sich alle einig: Ezra Pound stand bedingungslos zu seinen Überzeugungen.
Von Jutta Duhm-Heitzmann
Die bezogen sich anfangs vor allem auf die moderne Lyrik. "Make it new" forderte er nach seiner Übersiedlung von den USA nach Europa und wurde damit wichtiger Teil der künstlerischen Avantgarde. Gleichzeitig vertiefte er sich - auch als Übersetzer - in die Dichtungen der Antike und anderer fremder Kulturen. Alles floss ein in sein dichterisches Lebenswerk: Die "Cantos", lyrische Gesänge von suggestiver Kraft, in denen er auch seine privaten Liebes- und Ehegeschichten verarbeitete und seine zunehmende Faszination vom Faschismus.
1924 siedelte Pound nach Italien über. Leidenschaftlich trat er für Mussolini ein, den - in seinen Augen - Retter vor der zerstörerischen Kraft eines Wucher treibenden jüdischen Kapitals. Nach 1945 wurde er deshalb von den Amerikanern als Kriegsverbrecher zum Tod verurteilt, umgewandelt in eine langjährige Haft in einer Nervenheilanstalt.
Nach seiner Entlassung 1958 lebte Ezra Pound bei seiner Tochter in Südtirol, zurückgezogen und fast völlig verstummt. Doch auch nach seinem Tod blieb er ein Held faschistischer Organisationen in aller Welt - bis heute. Bis heute aber bezaubern auch seine "Cantos" als eines der großartigsten lyrischen Werke der Moderne.
Redaktion: Hildegard Schulte