Da Egon Eiermann zunächst vor allem Fabriken und Krankenhäuser entwarf, konnte er auch während Krieg und Diktatur bei der Formensprache der Moderne bleiben. Das war kein politischer Akt, Eiermann hat auch eine Kaserne gebaut und war an der Gestaltung einer Propaganda-Ausstellung für Adolf Hitler beteiligt.
Nach der Befreiung aber wurde Eiermanns Moderne geradezu staatstragend und auf eine architektonisch-diplomatische Mission geschickt. Zusammen mit Sepp Ruf entwarf er der deutschen Pavillon auf der Weltausstellung in Brüssel 1958. Acht elegante Glaskuben zeigten Deutschland als geläuterte, bescheidene und freundliche Nation.
Ähnlich die deutsche Botschaft in Washington, die Eiermann 1964 als an den Hang geschmiegtes, wie auf die Seite gekippt wirkendes Hochhaus entwarf oder der filigrane Lange Eugen, das Abgeordnetenhochhaus des Bundestags in Bonn.
Als er in Berlin 1960 die neue Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche in Berlin plante, zog er einen medialen Shitstorm auf sich, weil er alle Ruinen des Altbaus beseitigen wollte. Und so steht der Turm bis heute neben der neuen Halle von Egon Eiermann, die abends leuchtet wir ein blauer Kristall.
Redaktion: Hildegard Schulte