Lange haben die Historiker ihn auf den glücklosen Nachfolger des großen Bismarck reduziert, inzwischen ist das Bild differenzierter: Demnach war der vormalige Infanterie-General, dem Wilhelm II. das Amt buchstäblich aufschwatzte, ein Mann mit modernem Politikverständnis. Der auf die Arbeiter zuging. Der der Exportnation Deutschland neue Handelswege erschloss. Den Imperialismus zurechtstutzte und in den deutschen Beziehungskisten aufzuräumen begann: näher ran an England, weg von der Geheimbündelei mit Russland.
1894, im x-ten Clinch mit dem Kaiser um eine Heeresreform, gab der "Kanzler-General" entnervt auf. Dass es so kommen würde, hatte er schon beim Amtsantritt geahnt: "Ich weiß, dass ich in eine Bresche trete, in der ich untergehen werde."
Redaktion: Ronald Feisel