In "Aus dem Leben eines Taugenichts" beschwört Joseph von Eichendorff Unbeschwertheit und Müßiggang und singt ein Lobgesang auf die Schönheit von Natur, Sprache und Musik. Oft spiegelt die Natur den inneren Zustand des Erzählers wider, Gedichte und Gesänge unterbrechen die epische Darstellung. Die Poesie selbst bringt den Sinn des Seins zum Ausdruck.
Zur Geschichte: Arbeit und Anstrengungen jeder Art liegen ihm fern; wann immer und wo er nur kann, macht er ein Nickerchen. Kein Wunder, dass ihn der Vater, ein fleißiger Müller, eines Tages vor die Tür setzt. Der Taugenichts soll in die Welt hinausziehen und sein Brot selbst verdienen.
Mit der Fiedel im Gepäck zieht der Taugenichts unbeschwert in Freiheit und bedauert die Bauern, die ringsherum ihrem Tagwerk nachgehen müssen. Aber das Glück scheint ihm hold, schon bald nehmen ihn zwei Damen in der Kutsche mit auf ein Schloss. Auch wenn die Novelle in Wien und Rom spielt, durchwandern wir mit dem Taugenichts eine märchenhafte, geradezu utopische Welt, in der der weltferne Romantiker am Ende sogar sein Glück macht.
1826 erstmals veröffentlicht, gilt die Novelle als repräsentativ für die deutschen Spätromantik. Als Gegenentwurf zur bürgerlichen Welt, in der Arbeit und Eingliederung in die Gesellschaft alles sind, hat der Text nichts an Aktualität verloren. Was für eine spannende Frage, wie der Taugenichts wohl der heutigen Arbeitswelt und ihren Optimierungsprozessen entkommen wäre.
Dominik Freiberger liest uns "Aus dem Leben eines Taugenichts" vor. Gastgeberin Rebecca Link lädt ein, mit Lesung und Talk in die Weltvorstellungen der deutschen Romantik abzutauchen.