In den Filmen von Andrei Tarkowsky verschwimmen die Grenzen von Zeit und Raum. Auch der Komponist Steven Daverson ließ sich von der Bildsprache Tarkowskys inspirieren und inszeniert das Orchester in einem der Zeit enthobenen Bild. Mit Hilfe der Live-Elektronik verwischt er die Ebenen von Kunst und Natur. Naomi Pinnock bezieht sich mit ihrem Stück "The field is woven" ebenfalls auf Bilder: die monochromen Leinwände von Agnes Martin korrespondieren mit der fein gesponnen Musik Pinnocks, die filigrane Flächen miteinander verwebt und damit einlädt, in den Orchesterklang einzutauchen. Der Solist in Philippe Manourys "Passages" gerät in Konflikt mit einigen Doppelgängern, die nach und nach ihre wahre Persönlichkeit offenbaren. Manoury hat dieses Konzert dem früheren Soloklarinettisten des WDR Sinfonieorchesters, Thorsten Johanns, auf den Leib geschrieben. Mit Täuschungen und Verwirrspielen kannte sich schließlich niemand so gut aus wie der Komponist György Ligeti. Sein Klavierkonzert ist ein launisches Kaleidoskop, in dem sich sein ästhetisches Credo verbirgt. Mit diesem virtuosen Konzert präsentiert sich erstmals die Pianistin Sophie Patey beim WDR Sinfonieorchester, das von Manuel Nawri durch das Programm mit abrupten Tempowechseln geleitet wird.
Naomi Pinnock
The Field is Woven (2018)
für Orchester
Deutsche Erstaufführung
György Ligeti
Konzert (1985-88)
für Klavier und Orchester
Philippe Manoury
Passages (2017)
für Klarinette und Orchester
Steven Daverson
Figures Outside a Dacha, with an Abbey in the Background, with Snowfall (2021-22)
für Kammerorchester und Elektronik
Uraufführung
Thorsten Johanns, Klarinette
Sophie Patey, Klavier
Carl Faia, Klangregie
WDR Sinfonieorchester
Leitung: Manuel Nawri
Live aus dem WDR-Funkhaus, Köln
Redaktion: Harry Vogt / Patrick Hahn