Jugendliche und Hunde haben keinen Zutritt
Stand: 26.09.2024, 11:02 Uhr
Autor und Produzent Schorsch Kamerun verarbeitet seine biografischen Eindrücke aus verwirbelter Jugend und Erwachsenwerden im Ostseebad Timmendorfer Strand zu einem Hörspiel über alte und neue Ausgrenzungen, über Aufbegehren und Teilhaben.
Von Schorsch Kamerun
Das Hörspiel steht zum Download zur Verfügung.
Coming of Age als Freiheitsvision
Als der Teenager Schorsch in seiner Schulzeit eine Lehrkraft fragt, ob er in der Theater AG etwas zum Untergang der "Cap Arcona" machen könne, antwortet diese nur: "Welche Cap Arcona?" Die "Cap Arcona" war ein KZ-Häftlingsschiff, das am 5. Mai 1945 in der Lübecker Bucht unter einen vermutlich von der SS provozierten britischen Beschuss geriet. Beim Untergang des Schiffes kamen mehrere Tausend Menschen zu Tode.
Jenes bewusste oder unbewusste Ignorieren und extra Nichtwissenwollen plus die hinzugefügten groben Stöße gegenüber allem "Unbequemen" und "Andersartigen" in einer eingeschnürten Bundesrepublik der Nachkriegsjahre sensibilisierten und politisierten den heranwachsenden Kamerun. Er beschloss, nicht länger alles runterzuschlucken, was Bildungsanstalt, Stammtisch und Gesellschaftsrahmung vorgaben. Das Hörspiel "Jugendliche und Hunde haben keinen Zutritt" beschreibt den Bogen aus den Tiefen der kriegsverletzten Elterngenerationen über die Wirren einer Lehrherren- und Autoritäten-reichen Provinzjugend, bis ins Heute der wiederkehrenden, rückwärtsgewandten Vereinfacher.
Erzählt wird die Coming-of-Age-Geschichte als Freiheitsvision - anhand von Verbotsschildern und Protestsongs mit der rebellierenden Protagonistin Stefanie, die sich innerhalb ihrer Clique von Mitstreitenden zündelkindisch "Feuersalamander" nennt. Ausgerüstet mit Lieblingsheldinnen und -helden wie Margaret Atwood, Franz Schubert und Georg Büchner tritt sie an gegen eine "Feindliche Welt" (Songtitel ihrer Band) aus niggeligen Klebeköpfen und tumben Betonhirnen.