Demiral, Wolfsgruß und Sorgen in NRW

Aktuelle Stunde 05.07.2024 32:46 Min. UT Verfügbar bis 31.12.2024 WDR Von Bernd Neuhaus, Mathea Schülke

Wolfsgruß: UEFA sperrt türkischen Nationalspieler Demiral für zwei Spiele

Stand: 05.07.2024, 17:15 Uhr

Für Merih Demiral hat der beim EM-Torjubel gezeigte Wolfsgruß schwerwiegende Folgen. Der Spieler der türkischen Fußball-Nationalmannschaft wird für die nächsten zwei UEFA-Spiele gesperrt. Dagegen vorgehen kann der türkische Verband nicht.

Damit wird der 26-jährige Demiral das EM-Viertelfinale am Samstag in Berlin gegen die Niederlande und ein mögliches Halbfinale verpassen. Für das Spiel gegen Oranje wird der Besuch des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan im Olympiastadion erwartet. 

Den Sport "in Verruf gebracht"

Demiral habe "die allgemeinen Verhaltensgrundsätze nicht eingehalten, die grundlegenden Regeln des guten Benehmens verletzt, Sportereignisse für Kundgebungen nicht-sportlicher Art genutzt und den Fußballsport in Verruf gebracht", begründete die Europäische Fußball-Union ihre Entscheidung am Freitag. 

"Graue Wölfe" im Visier des Verfassungsschutzes

Demiral hatte beim 2:1 im Achtelfinale gegen Österreich nach seinem zweiten Treffer in Leipzig mit beiden Händen das Handzeichen und Symbol der "Grauen Wölfe" geformt und damit für viel Empörung gesorgt.

Als "Graue Wölfe" werden die Anhänger der rechtsextremistischen "Ülkücü-Bewegung" bezeichnet, die in Deutschland vom Verfassungsschutz beobachtet wird. In der Türkei ist die ultranationalistische MHP ihre politische Vertretung und Bündnispartnerin der islamisch-konservativen AKP von Präsident Erdogan.

Türkischer Fußball-Verband kann nicht gegen Demirals Sperre vorgehen

Der Türkische Fußball-Verband TFF hat keine Möglichkeit, gegen Demirals Sperre Einspruch einzulegen. In Artikel 63 der Statuten der Europäischen Fußball-Union UEFA heißt es, dass der Internationale Sportgerichtshof CAS nicht zuständig ist für Fälle, in denen ein Spieler für bis zu zwei Spiele oder bis zu einem Monat gesperrt wird.

TFF-Präsident Mehmet Büyükeksi sagte, "da bei Strafen unter drei Spielen der Einspruchs- und Antragsweg zum CAS versperrt ist, wurde uns durch die verhängte Sperre für zwei Spiele auch das Einspruchsrecht genommen." Büyükeksi sprach von einer "parteiischen und ungerechten Entscheidung", die die gesamte Nation zutiefst enttäuscht habe. Medien hatten zuvor berichtet, der türkische Fußball-Verband wolle gegen die Sperre vorgehen.

Türkisches Außenministerium spricht von "Ausländerfeindlichkeit"

Wegen des Eklats um die Geste hatte es in den vergangenen Tagen auch auf der politischen Ebene heftigen Wirbel gegeben. Das türkische Außenministerium bezeichnete die UEFA-Untersuchung gegen Demiral als inakzeptabel.

Nicht jede Person, die das Zeichen der Grauen Wölfe zeige, könne als rechtsextremistisch bezeichnet werden. Der Wolfsgruß sei in Deutschland zudem nicht verboten und die Reaktionen der deutschen Behörden "ausländerfeindlich".

Unsere Quellen:

  • Nachrichtenagentur dpa

Über dieses Thema berichten wir am 5. Juli 2024 auch in den WDR-aktuell-Hörfunknachrichten, etwa bei WDR 2 oder WDR 5.

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