Fast 22 Jahre nach Femizid im Steinfurter Bagno: Urteil im Mordprozess

Stand: 17.01.2025, 06:01 Uhr

Fast 22 Jahre nach der Tötung einer Frau in der Steinfurter Parkanlage Bagno endet am Freitag der Prozess gegen den mutmaßlichen Täter. Mit Spannung wird das Urteil erwartet.

Von Dominik Hamers

Der 53-Jährige hat während des gesamten Prozesses vor dem Landgericht Münster geschwiegen. Die Vorwürfe gegen ihn wiegen schwer. Er soll im April 2003 seine damals 37-jährige Ex-Freundin im Steinfurter Bagno-Park mit 66 Messerstichen getötet haben. 

Nach sieben Verhandlungstagen hat der Staatsanwalt keine Zweifel mehr, dass es genau so war. Deshalb hatte er in seinem Plädoyer lebenslange Haft für den Angeklagten gefordert. Der Mann habe nicht akzeptieren wollen, dass die Frau sich von ihm getrennt hatte, und mit der Tat seine "Allmacht" beweisen wollen. 

Verteidigerin will einen Freispruch

Hier im Steinfurter Bagno-Park wurde die Frau getötet | Bildquelle: WDR / Rüdiger Wölk

Die Verteidigerin des 53-Jährigen hingegen forderte einen Freispruch. Sie sieht die Schuld ihres Mandanten nicht zweifelsfrei belegt. Außerdem bewege sich - so sagte sie in ihrem Plädoyer - das in der Verhandlung Gesagte im Bereich der Spekulation. 

An Händen und Füßen gefesselt

Über den Angeklagten, der an jedem der Verhandlungstage an Händen und Füßen gefesselt ins Gericht geführt wurde, ist nur wenig bekannt. Er hatte während des Prozesses geschwiegen - die ihm zustehenden letzten Worte hatte er abgelehnt.

Ermittler fanden die Leiche unter Gestrüpp in der Parkanlage Bagno. | Bildquelle: WDR

Dass der Mann fast 22 Jahre nach der Tötung vor Gericht steht, ist einem DNA-Treffer nach einem Verbrechen in Frankreich zu verdanken. Der 53-Jährige soll 2018 in Paris versucht haben, eine Sozialarbeiterin zu töten. Bei den Ermittlungen zu diesem Fall nahm die französische Polizei eine DNA-Probe von dem Mann. Die wiederum passte zu den Spuren am Fundort der Leiche im Bagno.

"Aktenzeichen XY" bat nach Leichenfund um Mithilfe

Bereits kurz nach dem Fund der Frauenleiche im Bagno war der nun Angeklagte ins Visier der Ermittler geraten. Doch er setzte sich – wohl aus Angst vor einer Festnahme – ins Ausland ab. Über die ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY ungelöst" im April 2003 hatte die Polizei um Hilfe bei der Fahndung gebeten. Erst 15 Jahre später wurde der Mann in Frankreich festgenommen, wo er wohl unter falscher Identität lebte. 

Unsere Quellen: 

  • WDR-Reporter vor Ort
  • Sprecher des Landgericht Münster

Über dieses Thema berichten wir am 17.01.2025 auch im WDR-Fernsehen in der Lokalzeit Münsterland.

Fast 22 Jahre nach Femizid im Steinfurter Bagno WDR Studios NRW 17.01.2025 00:41 Min. Verfügbar bis 17.01.2027 WDR Online

Femizid im Steinfurter Bagno: Urteil im Mordprozess WDR Studios NRW 17.01.2025 00:47 Min. Verfügbar bis 17.01.2027 WDR Online