Ein Rückblick
Kurz vor 9 Uhr in Kreuztal-Eichen: Die Stimmung ist aufgeladen. Gegenüber des Werks startet bald die Betriebsversammlung, die am Montagnachmittag nach der Schocknachricht einberufen wurde. Das Werk in Kreuztal-Eichen im Siegerland soll geschlossen werden. 600 Mitarbeitende betrifft das direkt, mittelbar könnten weitere Unternehmen aus der Region die Folgen einer Schließung treffen.
Dienstag bei einer Betriebsversammlung soll es weitere Informationen zur Zukunft des Standorts geben. Die letzten Mitarbeiter, die der Einladung folgen, sind mit Helm und Warnweste unterwegs. Am Nachmittag ist klar: Brennende Fragen werden bei diesem Termin nicht beantwortet.
Solidarität aus anderen Werken
"Der Saal ist rappelvoll" bestätigt Mike Schürg, Pressesprecher der Bezirksleitung NRW der IG Metall. Er schätzt, dass nahezu alle 600 Mitarbeiter des Werkes gekommen sind. Außerdem haben sich Kollegen aus dem Thyssenkrupp-Werk aus Finnentrop mit den Eichenern solidarisiert und sind vor Ort.
Helmut Renk, Betriebsratsvorsitzender aus Kreuztal-Eichen, eröffnet die Versammlung. Die Trillerpfeifen schrillen, als er in Richtung Vorstand verkündet, dass sich die Mitarbeitenden die Entscheidung das Werk zu schließen, nicht gefallen lassen werden.
Versammlung wird kurzzeitig unterbrochen
Nach etwa einer Stunde dann die Unterbrechung. Helmut Renk tritt vor die Presse. Er ist schockiert. Wann das Werk geschlossen werden solle, sei nicht klar. Der Vorstand habe kein klares Konzept. Die Belegschaft sei bereit, zu reden. Es sei auch klar, dass dies nicht einfach wird. "Es ist aber skandalös, was hier passiert. Wir lassen uns hier nicht vorführen."
Die Stimmung ist bedrückt. Auch bei Chelsea Tolkmitt. Sie ist im vierten Lehrjahr als Elektronikerin für Betriebstechnik. Eigentlich hätte sie nächste Woche theoretische Prüfung. Doch ihren Kopf hat sie nun woanders: "Ich bin enttäuscht, dass der Vorstand keine Antworten auf unsere Fragen hat, wann das Werk schließt oder wie es jetzt weitergeht. Erst im Januar wollen sie sich zusammensetzen. Man fühlt sich hängen gelassen."
Laumann zeigt kein Verständnis für Schließungspläne
Arbeitsminister Karl-Josef Laumann fährt am späten Vormittag vor das Werk in Kreuztal-Eichen. Er spricht den Mitarbeitenden Mut zu, sie sollen selbstbewusst sein. Erst im Frühjahr hatte ThyssenKrupp im Siegerland richtig investiert. Es hieß, man sei an diesem Standort fit für die Zukunft. Auch laut Laumann schreibe das Werk keine roten Zahlen. "Der Vorschlag, der jetzt auf dem Tisch liegt, ist kaum zu fassen. Für uns als Land NRW ist völlig klar, dass Thyssenkrupp, wenn Veränderungen anstehen, sie diese sozialverträglich machen. Es ist Aufgabe des Managemet nun klar zu machen, wie man sich die Zukunft des Unternehmens vorstellt."
Am 11. Dezember möchte die Belegschaft in der Innenstadt von Kreuztal ein Zeichen setzen und hofft auf deutliche Unterstützung der Politik. In Kreuztal-Eichen produziert Thyssenkrupp vor allem beschichtete Bleche für Kühlschränke und Waschmaschinen.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporterin vor Ort
- Betriebsratsvorsitzender Helmut Renk
- Pressemitteilung Thyssenkrupp
Über dieses Thema berichten wir in der Lokalzeit Südwestfalen am 26.11.2024.