Sonntagnachmittag auf dem Emstorplatz in Rheine. Rund 150 Menschen wollen hier gegen deutsche Waffenlieferungen in die Ukraine protestieren. Die Demo ist aus den Querdenker-Protesten gegen die Corona-Maßnahmen entstanden. Beim WDR-Interview auf der Demo mischt sich ungefragt ein Mann ein, der oft auf diesen Versammlungen zu sehen ist.
Der Mann bedroht uns Journalisten: "Ihr werdet nicht entkommen, keiner von euch wird entkommen. Dann kriegt ihr eure Strafe für das, was ihr getan habt. Ihr habt die Leute ans Messer geliefert. Ihr habt dafür gesorgt, dass etliche Menschen mit eurem Druck von den Medien, sich impfen haben lassen. Eine Plörre, die eine Giftspritze war."
Offene Reichsbürger-Symbole in Rheine
Der Organisator der Demo steht daneben und widerspricht nicht. Mit Reichsbürgern hätten beide nichts zu tun. Der Mann, der die Drohung ausgesprochen hat, hängt sich später beim Demo-Marsch eine Flagge mit preußischem Adler um.
Eine Frau und ein Jugendlicher auf der Demo tragen schwarz-weiß-rote Umhänge - die Farben des deutschen Kaiserreichs. Es sind Symbole, die auch Reichsbürger nutzen.
Mehrere Reichsbürgertreffen im Münsterland
Nicht nur in Rheine sind Reichsbürger aktiv. Auch bei den so genannten Montagsspaziergängen, einmal im Monat im Münster, mischen sie mit. Das belegen Videos und Kopien von Internetchats, die dem WDR vorliegen.
Darin fabulieren Köpfe der Querdenkerszene in Münster, dass die BRD kein souveräner Staat sei, sondern eine GmbH. Manche wünschen sich dabei das Deutsche Kaiserreich zurück.
Es gibt auch Aufnahmen, die ein Reichsbürgertreffen im Kreis Coesfeld zeigen sollen. Nach Aussagen eines Insiders der Szene soll es mehrere solcher Treffen im gesamten Münsterland gegeben haben.
Neutrale Berichterstattung gefordert
Auf der Demonstration am Sonntag in Rheine fordert der Mann, der uns WDR-Journalisten bedroht hat, dass die Medien endlich objektiv und neutral über Corona und die Ukraine berichten sollen. Später zeigt sich dann, was er selbst und der Demo-Organisator von Objektivität und Neutralität halten.
In einem öffentlichen Telegram-Chat beschreiben sie kurz nach den Dreharbeiten Journalisten als "Pisser" und "Parasiten". Für unsere Arbeit bekämen wir "ängstlichen Verbrecher" ein "paar Schekel Judaslohn". Rund 430 Mitglieder hat die Telegram-Gruppe. Sie nehmen das schweigend hin.