Gefährliche "Poller" sollen entfernt werden
Lokalzeit OWL. 14.03.2024. 02:31 Min.. Verfügbar bis 14.03.2026. WDR. Von Fynn David Just.
Kommunen sollen gefährliche Poller auf Radwegen beseitigen
Stand: 16.03.2024, 11:45 Uhr
Nach einem tödlichen Radunfall in Halle vor einem Jahr, fordert das NRW-Verkehrsministerium die Kommunen auf, Poller auf Radwegen zu überprüfen. In Halle wurden bereits viele abgebaut.
Von Uwe Pollmann
Es war im März 2023, als ein 67-jähriger Radfahrer auf einem kombinierten Rad- und Fußweg im ostwestfälischen Halle an einen rotweißen Absperrpfosten geriet, umfiel und sich so schwere Verletzungen zuzog, dass er einige Tage darauf daran starb. Der tragische Unfall löste eine breite Diskussion über unsinnige Poller oder Sperrpfosten aus.
Der Pfosten war aufgestellt worden, damit den 2,50 Meter breiten Radweg keine Autos nutzen. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC) im Kreis Gütersloh forderte Veränderungen und die sofortige Beseitigung solcher Gefahrenstellen; auch vor dem Hintergrund ähnlicher Unfälle.
"Poller und Sperrgitter stellen oftmals eine Gefahrenquelle dar"
Das Land NRW ist dem jetzt nachgekommen. "Durch einen Erlass sollen Sperreinrichtungen auf Radwegen wie Poller, Sperrpfosten oder versetzt eingebaute Wegesperren aus Sicherheitsgründen von den Kommunen überprüft und bei Bedarf auch entfernt werden", verkündete das Ministerium Anfang März.
Gerade in Zeiten der Mobilitätswende müsse man "die Radwege sicherer und barrierefreier machen", heißt es von Umwelt- und Verkehrsminister Oliver Krischer.
Probleme für Lastenräder und Dreiräder für Menschen mit Behinderungen
Für viele Radfahrende sind sie mitunter ein großes Ärgernis. Gerade in der Dunkelheit bergen sie Gefahren, werden leicht übersehen. "Hierdurch sind bereits Unfälle mit schweren Verletzungen bis hin zur Todesfolge entstanden", so das Ministerium. Mit Lastenrädern, Anhängern oder Dreirädern für Menschen mit Behinderungen sei es nicht selten unpassierbar.
Doch ganz so schnell werden die Hindernisse nicht fallen. "Wir werden den Erlass natürlich im Laufe des Jahres umsetzen, alles kontrollieren und erfassen", sagt der Herforder Stadtsprecher Felix Neef. Ebenso geschieht das in Paderborn.
"In der nächsten Woche findet ein interner Termin mit allen betroffenen Ämtern der Stadtverwaltung statt, wo das weitere Vorgehen besprochen wird", teilt eine Sprecherin mit. Aber breite Radwege müssten natürlich auch gegen findige Autofahrer geschützt werden, die diese gern mal als Umwege nutzten.
In Großstädten kann die Überprüfung aller Sperren aber noch einiges an Zeit dauern. Hier stehen oft tausende Pfosten, Poller oder Umlaufsperrungen. "Das Prüfkonzept wird eine Laufzeit von ca. einem Jahr haben", teilt die Stadt Bielefeld mit. Dabei hat man schon vorher damit begonnen, im Rahmen eines Radverkehrskonzeptes, das von der rot-grün-roten Mehrheit im Rat beschlossen wurde.
Halle hat fast die Hälfte der Poller auf Radwegen abgebaut
Hans-Ulrich Pohl vom ADFC Bielefeld
Auch beim ADFC will man nicht gleich alle Sperren beseitigen. "Für landwirtschaftliche Einrichtungen sind sie wichtig. Und auch bei Absturzgefahren", so Hans-Ulrich Pohl vom ADFC Bielefeld. "Aber, wenn sie notwendig sind, sollten sie wenigstens gut sichtbar sein, wenigstens rot-weiß." Und der Abstand voneinander sollte zwei Meter betragen.
Die Stadt Halle hat nach dem tödlichen Unfall schnell gehandelt. Eigene Verkehrsexperten, der Straßenverkehrsbehörde und der Bezirksregierung Detmold hätten "sämtliche Poller und Umlaufschranken besichtigt". In der 22.000-Einwohner-Kommune wurden in diesem Jahr 118 von 248 Poller beseitigt.
Abgebaute Poller: Autos fahren wieder über Radwege
Aber: Kurz nach dem Entfernen der ersten Poller meldeten sich Bürgerinnen und Bürger im dortigen Rathaus, weil Autofahrer nun wieder Abkürzungen über Fuß- und Radwege genutzt. "Wir wissen um die möglichen Probleme, werden die neue Situation genau beobachten", sagt Bürgermeister Thomas Tappe. Notfalls müsse man nachbessern. "Es kann nicht sein, dass wir eine Gefahr durch eine andere ersetzen."
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