Hans-Werner Doleschall probiert es immer wieder, dreht am Thermostat des Heizkörpers und weiß doch ganz genau: Diese Heizung wird nicht warm. „Eiskalt ist sie“, sagt der Rentner. Seit Silvester ist das schon so, da wurde es plötzlich kalt in seiner Wohnung.
Die Heizöltanks im Keller sind leer – und bis heute hat der Vermieter kein neues Heizöl bestellt. „Wir bekommen den ja auch nicht ans Telefon“, sagt Hans-Werner Doleschall. Denn das Haus, in dem er mit seiner Frau Marita wohnt, gehört einem Immobilienfonds, der für die Mieter nicht zu erreichen ist.
Mieter behelfen sich mit elektrischen Heizungen
Elektrische Heizlüfter sind die Notlösung für die Nachrodter. Die werden jeweils für eine halbe Stunde in die Zimmer gestellt, um zumindest etwas die Kälte zu verringern. Ähnlich macht es auch Edeltraud Dreisbach. In ihrer Wohnung sind es gerade mal elf Grad.
„Ich kann immer nur in einer Ecke sitzen, wo die elektrische Heizung läuft. Sonst friere ich zu sehr. Und dann stehe ich immer wieder auf und gehe in der Wohnung umher, damit mir etwas wärmer wird“, sagt die Seniorin.
Hausverwaltung sind die Hände gebunden
Erst seit kurzer Zeit ist eine Firma aus Soest mit der Hausverwaltung beauftragt. Dort bemüht man sich darum, das Problem zu lösen, doch das Unternehmen verfüge noch nicht über Konten, „von denen die Zahlung der Heizöllieferung getätigt werden könnte“, teilt uns Oliver Oser, Managing Director der Valon Property Management GmbH mit.
Und weiter: „Die Mieter wurden bereits über die Kontenumstellung und die Umstellung der Mietzahlungen informiert. Dann sollten wir erstmals in der Lage sein, eigenständig Verwaltungsaufgaben wahrzunehmen. Bis dahin sind uns aufgrund fehlender Verfügung über Verwaltungsgelder die Hände gebunden - dies betrifft im Übrigen nicht nur die Beauftragung von Heizöl für die Immobilie, sondern auch die Begleichung unserer eigenen Verwaltungsvergütung.“
Bürgermeisterin kann nicht helfen
Helfen kann auch die Gemeindeverwaltung nicht. Birgit Tupat ist Bürgermeisterin von Nachrodt. Dass die Gemeinde für die betroffenen Häuser Heizöl kauft, das sei aus rechtlichen Gründen nicht möglich, sagt sie. Zwar habe die Gemeinde auch eine Fürsorgepflicht für die Bewohner – doch die sehe nicht vor, mit Zahlungen in Vorleistung zu treten. „Wenn unser Ordnungsamt die Wohnungen als unbewohnbar einstuft, dann müssen wir dafür Sorge tragen, dass die Mieter sie verlassen.“
Kurzfristige Hilfe kommt jetzt von einem Rechtsanwalt, der ein Treuhandkonto der Mieter im Nachrodter Feld verwaltet. Das wurde vor drei Jahren eingerichtet, als die Eigentümerin der Häuser die von den Mietern gezahlten Nebenkosten nicht für den Kauf von Trinkwasser und Strom verwendete.
Jetzt wird Öl von einem Treuhandkonto bezahlt
„Wir werden von diesem Treuhandkonto jetzt Heizöl kaufen“, sagt Rechtsanwalt Armin Speckmann. „Ich habe gerade mit einem Lieferanten gesprochen, am Mittwoch wird es ausgeliefert.“ Bis dahin können die Mieterinnen und Mieter nur hoffen, dass es nicht ganz so kalt wird.
Quellen
- Betroffene Mieter
- Gemeindeverwaltung Nachrodt-Wiblingwerde
- Northdata
- Rechtsanwalt Armin Speckmann
- Stellungnahme Valon Property Management GmbH
- Recherchen des Autors