Unternehmer aus Hagen, Wetter an der Ruhr und Altena schilderten zu Beginn der Konferenz eindrücklich, wie stark ihre Betriebe von den Wassermassen beschädigt wurden. Einige haben in der Folge Kunden verloren und bis heute wegen Lieferschwierigkeiten nicht alle Maschinen ersetzen können.
Bei der Konferenz der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer in Hagen saßen am Montagabend 100 Vertreter aus Politk, Wirtschaft und Fachleute zusammen. Es wird deutlich: So ein Hochwasser würden viele Betriebe wirtschaftlich nicht noch mal überleben.
Unternehmer der Region befürchten eine "Hochwasser-Demenz"
Vor allem bemängeln die Unternehmer, dass oft nicht klar ist, mit wem sie absprechen müssen, wie sie ihre Firmen schützen dürfen, damit der nächste Starkregen nicht wieder alles zerstört. Grund sind unklare Zuständigkeiten.
So ist zum Beispiel in Hagen eine Behörde für Wasser zuständig, solange es Regenwasser ist, das auf Straßen abfließt. Ist das gleiche Wasser kurz darauf in einem Bach oder Fluss, wechselt die Zuständigkeit. Eine dritte Behörde ist für die Pflanzen an Ufern und Befestigungsmauern zu kontaktieren.
"Für uns ist es auch schwierig, dass wir Fördermittel aus dem Hochwasser-Schutzprogramm innerhalb von fünf Jahren beantragt und ausgegeben haben müssen", sagt Unternehmerin Britta Hölper aus Altena. "Die Kommunen haben dafür zehn Jahre Zeit. Aber wir müssen unsere Maßnahmen absprechen und eigentlich gemeinsam planen."
Zwei Jahre nach der Flut noch keine Hochwasserschutzkonzepte
Dieser Kompetenzdschungel ist auch für die Landräte des Ennepe-Ruhr-Kreises, des Märkischen Kreises und den Hagener Oberbürgermeister nicht immer durchschaubar, wie sie offen zugeben. In allen drei Zuständigkeitsbereichen liegen auch nach mehr als zwei Jahren keine Hochwasserschutzkonzepte vor.
Die beauftragten Experten wollen ihre Vorschläge in den kommenden Wochen vorstellen. Im Märkischen Kreis werden sie anschließend am 1. Dezember den Bürgermeistern des Kreises vorgelegt und genau einen Monat später veröffentlicht.
Ruhrverband will Hochwasserwarnsystem freigeben
Danach dürfen alle Stadtverordnetenversammlungen darüber politisch beraten. Es dauert. Dem Ruhrverband ging das alles viel zu langsam. Er wird in den nächsten Wochen ein Hochwasserwarnsystem freigeben. Für seinen Bereich sind dann öffentlich und kostenlos die aktuellen Pegelstände sowie Prognosen für die nächsten Tage einsehbar.
Das wollte das Land für ganz NRW einführen, so wurde es jedenfalls versprochen. Über eine Ankündigung hinaus ist bisher nichts bekannt geworden. Auch das sorgte bei der Konferenz für Frust unter den Unternehmerinnen und Unternehmern.
Über das Thema berichten wir am 29.08.2023 auch im WDR-Fernsehen: Lokalzeit aus Siegen, 19:30 Uhr.