Es ist eine Ausgrabung, die den Namen verdient. Denn gegraben wird hier tatsächlich, teils auch mit grobem Gerät. Der Archäologe Wolfram Essling-Wintzer vom Landschaftsverband Westfalen Lippe (LWL) hat deshalb im kleinen Bagger Platz genommen. Mit der breiten Schaufel hievt er zentnerweise Erde und Ziegelsteine beiseite, die hier irgendwann mal abgeladen wurden.
Unterbrochen wird er dabei immer wieder von Natalia Melián Esser. Die Grabungstechnikerin achtet auf die Feinheiten, die vom Bagger aus nicht zu sehen sind. Mit filigranem Gerät, einer Art Metallschaber, kratzt sie Erdreste von einer fünf Meter langen Bruchsteinmauer, die sie an diesem ersten Grabungstag schon freigelegt haben.
Radarmessungen geben Hinweise
Wo sie auf dem riesigen Plateau des Arnsberger Schlosses graben müssen, wissen die beiden dank großflächiger Radarmessungen des Bodens. Dabei wurden quadratische Strukturen sichtbar. War hier etwa der Bergfried der Arnsberger Festung? Jene Burg, die Graf Friedrich der Streitbare von Arnsberg um 1100 errichtet hat? Und könnte nebenan etwa die Schlosskapelle gestanden haben?
Weil die Festung immer wieder abgerissen und überbaut wurde, weiß man heute nicht mehr viel über den quadratischen Wehrturm, den sogenannten Bergfried. Das soll die von der Stadt Arnsberg und dem LWL finanzierte Forschungsgrabung nun ändern.
Vorsichtige Arbeiten am Bodendenkmal
Wolfram Essling-Wintzer vom LWL zeigt auf die Pläne, die nach der Radarmessung erstellt wurden. "Da, wo gerade Linien oder gar rechte Winkel sichtbar sind, ist es interessant," erklärt er. Genau dort setzen sie mit ihren Grabungen an - vorsichtig, um nichts zu zerstören. Schließlich handelt es sich um eine Bodendenkmal, das nicht unnötig verändert werden sollte. Freilegen wollen sie es teilweise aber doch - wenn sie es denn finden.
Kleine Enttäuschungen
Denn plötzlich endet eine der Mauern dort, wo das Radar vorher noch eine gesehen hat. Mit seiner Baggerschaufel fördert der Archäologe immer mehr Füllmaterial aus dem letzten Jahrhundert zutage: Bauschutt, dazwischen verrostete Dosen. "Da war wohl jemand vor uns da," bemerkt er trocken. Setzt dann aber nach: "Für Archäologen ein eher trauriger Anblick. Weil hier vor 100-120 Jahren mal irgendwas gebaut wurde, ohne es archäologisch zu begleiten. Heute wäre das so nicht mehr möglich."
Mit Kratzer und Bagger
Einen guten Meter in die Tiefe haben sie sich vorgearbeitet, abwechselnd mit Baggerschaufel, Metallkratzer oder Spaten. Für den ersten Tag haben sie schon eine ganz schöne Strecke freigelegt. In den nächsten Tagen und Wochen werden es noch einige Tonnen Erde und Steine sein, die neben den Grabungsstellen aufgehäuft werden.
Eine körperliche Anstrengung, bei der die Konzentration nicht nachlassen darf. Denn immer wieder springt Natalia Melián Esser in die Grube, inspiziert Bruchsteinmörtel oder kleine Fundstücke, wie Porzellan oder Metall. "Leider noch alles aus der Neuzeit", erklärt sie. Aber das kann sich ja noch ändern - und der Bergfried tatsächlich entdeckt werden.
Tag des Denkmals
Sollten bis zum Tag des Denkmals am 10. September bedeutende Funde gemacht, bzw. Mauern freigelegt worden sein, wollen die Stadt Arnsberg und der LWL Führungen auf der Grabungsstelle organisieren.
Darüber berichtete die Lokalzeit Südwestfalen in ihren Nachrichten auf WDR2