Was für eine Aufregung auf dem Spielfeld der Veltinsarena auf Schalke. Vier Tage und Nächte hat der Künstler Christian Nienhaus in der Arena verbracht. Der Gelsenkirchener hat mit seinem Team das Spielfeld mit Folie und Karton verkleidet und so in die größte Leinwand der Welt verwandelt. 13.000 Quadratmeter – damit will er einen Rekord aufstellen.
Der Name des Bildes: "Colourful Art of Football"
55 Spieler und Spielerinnen kicken auf der Leinwand legendäre Spielzüge nach. Dabei tragen sie Löschrucksäcke mit je 25 Liter Acrylfarbe gefüllt, die aus Schläuchen herausläuft. Noch am Freitag drohte alles zu scheitern. Das Unwetter der vergangenen Tage hatte beinahe den Boden zerstört. Der Sturm hatte von unten dermaßen hinein gefegt, dass das Spielfeld nass und voller Luftblasen war. Tag und Nacht haben alle durchgearbeitet, um den Schaden zu beheben. Mit Erfolg. Heute kann es losgehen.
Die Spieler haben schwer zu tragen
"Ganz schön schwer, hoffentlich rutsche ich nicht aus." Die 17-jährige Emma Möllenbeck setzt ihren 30 kg schweren Farbrucksack um 15.30 Uhr auf und muss sich erstmal an das Gewicht gewöhnen. Gleich wird sie mit ihrem Team aufs Feld stürmen. Sie und ihre ganze Familie sind Schalke verrückt. Sie selbst kickt viermal die Woche im Verein. "Meine ganze Familie ist total aufgeregt, dass ich hier heute in der Arena selbst auf dem Spielfeld stehen darf.", erzählt sie. Als ihr Klassenlehrer gefragt hat, ob sie hier mitmachen will, hat sie sofort ja gesagt.
Auch Menschen mit Behinderung sind Teil des Projektes
Ein paar Meter weiter bekommt auch Fabian Helweg seinen Rucksack. Der 38-jährige wird heute als Linienrichter fungieren. Wegen einer MS-Erkrankung sitzt er im Rollstuhl. "Ich bin, wann immer es geht, hier im Stadion und schaue mir die Spiele an. Das ist was ganz Besonderes, dass ich hier heute mitmachen kann. Ich arbeite in der Sankt Georg Werkstatt für Menschen mit Behinderung und wurde dort angesprochen." Sein Rollstuhl wird zuerst mit einer Plastikplane abgeklebt, damit er nicht mit der Acrylfarbe versaut wird. Auch Schalke-Fan Fabian Hellwig wird heute Linien malen, ausgerechnet in Dortmund-Gelb.
Was ist, wenn der Rollstuhl hinterher doch in Gelb getaucht ist? "Kein Problem, sagt er, dann kann ich mich zwar nirgendwo mehr blicken lassen, aber das ist es mir wert", lacht er. "Das hier ist eine Erinnerung fürs Leben", sagt seine Ehefrau. Ramona schiebt ihn am Feld entlang. Und so hinterlässt auch der Linienrichter seine Spuren auf dem Gemälde "Colourful Art of Football". Als dann auch noch Schalke-Legende Gerald Asamoah für ein schnelles Selfie um die Ecke schaut, schießt Fabians Helwegs Puls hoch. "Ein Traum ist wahr geworden. Mega."
Unter strengem Blick des Rekord-Institut Deutschland
Mit einem so genannten Messrad läuft Olaf Kuchenbecker vom Rekord-Institut für Deutschland das Spielfeld ab. 144x90,5 Meter. Er entscheidet, ob hier heute ein Rekord aufgestellt wird, oder nicht. Da reicht es nicht, dass die Leinwand groß genug ist. Es muss auch ein Kunstwerk entstehen, was die ganze Leinwand ausfüllt. Die Kategorie "Das größte Bild der Welt" wurde übrigens ganz neu eingeführt.
Zwei Stunden kicken die Spieler auf der Leinwand, Spielzug um Spielzug. Gleich ist wieder Emma dran, mit dem Zug von Gerd Müller, der 1974 bei der WM das Siegtor im Finale in München gegen die Niederlande erzielte. "Das macht richtig viel Spaß und ist irgendwie auch ne totale Sauerei", sagt sie, als ihr die grüne Farbe von den Schienbeinen tropft.
Das Ergebnis wird präsentiert
Um 17.30 Uhr signiert Christian Nienhaus unter Applaus das Gemälde. Und natürlich unter den Augen von Rekord-Richter Olaf Kuchenbecker. Erschöpft fiebern die Spieler jetzt alle mit. Ist der Rekordversuch geglückt? Ja! Der Richter des Rekord-Instituts für Deutschland erkennt das Kunstwerk "Colourful Art of Football" als größtes Bild der Welt an.
Die bunten Kreise auf dem Gemälde stehen für jeden Jubel nach berühmten Spielzügen, wie sie etwa beim "Wunder von Bern" vorgekommen sind. Jetzt wird auch neben dem Spielfeld gejubelt, Künstler Christian Nienhaus hat mit Hilfe von Emma, Fabian und den vielen anderen Helfern sein Ziel erreicht. Tor, Tor, Tor – auf Schalke haben sie alle das größte Bild der Welt erschaffen.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporterin vor Ort