Tesla Fahrzeue auf einem Fabrikgelände

Tesla-Aktie stürzt ab: Was ETF-Anleger wissen müssen

Stand: 12.03.2025, 12:23 Uhr

US-Aktien wie die von Tesla haben zuletzt massiv an Wert verloren. Das macht auch so manche Anleger in Deutschland nervös, die mit ETFs zum Beispiel für ihre Rente sparen. Was passiert da gerade an den Aktienmärkten? Und was ist beim beliebten MSCI World Index zu beachten? Fragen und Antworten.

Von Jörn SeidelJörn Seidel

Mehr als zwölf Millionen Menschen in Deutschland investieren in Aktien, Fonds und ETFs, heißt es vom Deutschen Aktieninstitut. So mancher von ihnen dürfte gerade nervös werden. Denn viele US-Aktien haben in den vergangenen Tagen stark an Wert verloren - Wertpapiere, die in vielen ETFs enthalten sind. Besonders betroffen: die Aktie des E-Auto-Herstellers Tesla. Und das liegt nicht allein am Image von Tesla-Chef und Trump-Berater Elon Musk. Die Hintergründe:

Wie sollten ETF-Anleger auf die aktuellen Kurseinbrüche reagieren?

"Gar nicht", empfiehlt Saidi Sulilatu, zweiter Chefredakteur des Ratgeber-Portals Finanztip im Gespräch mit dem WDR. Dass so mancher Anleger - vor allem ohne Börsenerfahrung - zurzeit nervös ist, könne er emotional verstehen. Aber:

"Rational betrachtet gibt es keinen Grund, jetzt nervös zu sein." Saidi Sulilatu, Chefredakteur Finanztip

Sulilatus Begründung: Kursschwankungen seien ganz normal, man sollte seinen ETF-Sparplan einfach fortsetzen. Die Erfahrung zeige: Langfristig sei mit Gewinnen zu rechnen.

Saidi Sulilatu, zweiter Chefredakteur Finanztip

Zwar habe zum Beispiel der beliebte MSCI World Index, auf den es viele ETFs gibt, seit seinem Hoch Mitte Februar rund zehn Prozent an Wert verloren. Aber damit sei man weit entfernt von wirklich drastischen Kurseinbrüchen. Finanztip listet einige auf:

Wann der MSCI World Index stark abgestürzt ist:

  • 1973/74, erste Ölkrise: minus 52 Prozent in 24 Monaten
  • 1987, Börsencrash in den USA: minus 28 Prozent in drei Monaten  
  • 1989/90, Rezession USA und Irak-Krise: minus 36 Prozent in 13 Monaten
  • 2000-2003, geplatzte Technologieblase (Dotcom-Krise): minus 54 Prozent in 31 Monaten
  • 2007-2009, Finanzkrise: minus 48 Prozent in 16 Monaten

Wichtig zu wissen: Von all diesen Kurseinbrüchen hat sich der MSCI World immer wieder erholt. Aktuell sieht Salilatu eher einen Rückgang des Wertes auf die Zeit vor der US-Präsidentschaftswahl am 5. November. "Nach der Wahl hatten viele Anleger die Hoffnung, dass die Regierung Trump die Wirtschaft ankurbeln wird. Jetzt mehren sich die Zeifel."

Warum brechen viele Aktienkurse so stark ein?

Das hat insbesondere mit der Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump zu tun. Erst am Dienstag sind Strafzölle für Stahl und Aluminium in Höhe von 25 Prozent in Kraft getreten. Solche Zölle sollen die US-Wirtschaft vor der Konkurrenz aus dem Ausland schützen.

Präsident Donald Trump sitzt in seinem Büro im Weißen Haus

Ob Trumps Plan aufgeht, ist unklar. Denn höhere Zölle bedeuten zum Beispiel auch, dass US-Firmen mehr Geld zahlen müssen, um Vorprodukte aus dem Ausland zu kaufen, die sie dann weiterverarbeiten. Außerdem kann es durch Gegenzölle dazu kommen, dass US-Firmen im Ausland weniger Waren verkaufen.

Das könnte die US-Wirtschaft letztlich sogar schwächen. In einem Interview sagte nun sogar Trump selbst, dass er nicht ausschließen könne, dass es in den USA zu einer Rezession kommt, also zu einem Rückgang der Wirtschaftsleistung.

Trumps Ansicht nach wird das aber nur eine "Übergangszeit" sein. Sein Ziel: "Wir bringen den Wohlstand zurück nach Amerika." Nichtsdestotrotz haben Anleger Zweifel. Durch die Aussicht auf trübe Gewinne verkaufen sie US-Aktien - das lässt die Werte fallen.

Es gibt aber auch noch viele andere Grunde für die Wertverluste vieler US-Aktien. Der Absturz der Tesla-Aktie am Montag um 15 Prozent könnte unter anderem daran liegen, dass es Boykottaufrufe gegen Tesla gibt, unter anderem in Europa. Das liegt insbesondere daran, dass Tesla-Gründer und -CEO Elon Musk Trump unterstützt und in verschiedenen Ländern für extrem rechte Kräfte wie die AfD wirbt.

Hinzu kommen technische Probleme bei Tesla und weniger verkaufte Autos.

Wie stark ist die Tesla-Aktie in ETFs vertreten?

Viele ETFs stützen sich auf den MSCI World Index. In diesem habe Tesla Anfang März gerade mal einen Anteil von 1,17 Prozent gehabt, sagt Sulilatu von Finanztip. Aktuell sei es wahrscheinlich weniger als ein Prozent.

Ein starker Wertverlust einer einzigen Aktie sei hierbei also nicht so schlimm. "Das ist ja gerade der Sinn von ETFs, dass man nicht von einzelnen Aktien abhängt", sagt der Finanzexperte.

Ist das Übergewicht von US-Aktien im MSCI World Index ein Problem?

Dazu gibt es unterschiedliche Ansichten. Tatsächlich besteht der MSCI World zu 74 Prozent aus US-Aktien. Die Sorge dabei: Schwächelt die US-Wirtschaft, könnten der Index und zahlreiche ETFs an Wert verlieren.

Salilatu gibt jedoch zu bedenken: Diese großen US-Firmen hängen nicht nur am US-Markt. Apple oder auch Amazon erwirtschaften ihr Geld in der ganzen Welt. "Insofern ist der MSCI schon ein gutes Abbild der Weltwirtschaft."

Wie investiere ich in ETFs, in denen weniger US-Aktien enthalten sind?

Stiftung Warentest hat dazu jüngst einige Tipps gegeben. Zum Beispiel gibt es ETFs auf den MSCI World Ex USA - Weltaktien ohne die Vereinigten Staaten.

Eine Alternative ist der MSCI World Equal Weighted. Dort zählen alle Unternehmen gleich viel. Möglich ist auch der MSCI USA Ex Mega Cap Select - US-Aktien ohne die Mega-Unternehmen. Außerdem nennt Stiftung Warentest den Gerd Kommer Multifactor ETF.

Salilatu empfiehlt auch einen Blick auf den MSCI All Countries World: Er bündelt rund 2.900 Aktien der industrialisierten Welt und aus Schwellenländern. Außerdem nennt er den FTSE Developed Index und FTSE All-World.

Sinkende Aktienkurse in den USA

WDR Studios NRW 11.03.2025 00:16 Min. Verfügbar bis 11.03.2027 WDR Online


Übrigens: Will man einen ETF-Sparplan abschließen, sollte man das selbst in die Hand nehmen, meint Salilatu. Das sei mittlerweile äußerst leicht. Bei Angeboten von Kreditinstituten sei die Gewinnaussicht oft deutlich geringer.

Unsere Quellen:

  • WDR-Interview mit Saidi Sulilatu, Chefredakteur von Finanztip
  • Einschätzungen der WDR-Wirtschaftsredaktion
  • Stiftung Warentest
  • Nachrichtenagentur dpa