„Die Sanierung ist notwendig, um das Gebäude sicher und ohne Gefährdungen für Leib und Leben weiter betreiben zu können.“ So steht es in einer Vorlage, mit der sich der Bauausschuss des Kreises am Mittwoch befasst. Für Landrat Olaf Schade (SPD) ist die Marschrichtung klar: „Wir schlagen der Kreispolitik vor, sich für das sofortige Sanieren des Kreishauses auszusprechen.“
Von Asbest über PCB bis zur Statik
Und dafür gibt es Gründe: Ein Gutachten dokumentiert den offensichtlich desolaten Zustand des über 50 Jahre alten Hauses in Schwelm, in dem die Kreisverwaltung untergebracht ist.
Große Mengen Asbest seien verbaut, auch PCB sei zu finden. Durch alte Leitungen sei die Trinkwasserqualität teilweise gesundheitsgefährdend, die alte Elektrik mache Probleme und nicht zuletzt mache auch die Statik des Parkdecks Sorgen.
Gutachten: Sofortige Komplettsanierung günstiger
Das Fazit des Gutachtens ist, dass eine sofortige Komplettsanierung die eindeutig günstigere Variante sei, wenngleich sie mit 141 Millionen Euro immer noch teuer ist. Zum Vergleich: Die Baukosten der weitaus größeren Arena auf Schalke lagen bei über 190 Millionen Euro.
Jetzt erst mal provisorisch Schäden auszubessern und dann in rund zehn Jahren komplett zu sanieren, würde die Steuerzahler laut Gutachten am Ende aber 57 Millionen Euro mehr kosten, meint auch Landrat Olaf Schade: „Wir würden ihr Geld quasi zum Fenster rauswerfen.“
Viele Stadtoberhäupter im Kreis protestieren
Eine grundsätzlich andere Auffassung zu den Sanierungsplänen haben viele Bürgermeister und Kämmerer im Ennepe-Ruhr-Kreis. Die Städte finanzieren den Kreis nämlich über die sogenannte „Kreisumlage“, müssten also auch die teure Kreishausanierung stemmen.
„Über 140 Millionen Euro Kosten für so ein Projekt sind für uns Städte absolut nicht darstellbar“, so der Gevelsberger Bürgermeister Claus Jacobi (SPD) im Gespräch mit dem WDR. „Man stelle sich vor: Wir finanzieren das Kreishaus und müssten dann später den Bürgern in unseren Städten erklären, dass wir keine Sporthalle oder ähnliches bauen können.“
Forderung: Sanierung verschieben
Die Finanzlage der Kreisstädte sei enorm angespannt, eine solche Abgabe an den Kreis sei nicht möglich. Darum plädieren Bürgermeister Jacobi, aber beispielsweise auch die Bürgermeisterin von Herdecke sowie der Bürgermeister von Hattingen für eine Verschiebung der Komplettsanierung. Und für kurzfristige, aktuelle Ausbesserungen.
„Häuslebauer können auch immer nur das reparieren, wofür gerade Geld da ist“, so der Gevelsberger Bürgermeister weiter, der auch das Beispiel seines eigenen Rathauses heranzieht: „Das ist ähnlich alt wie das Kreishaus und auch hier haben wir nicht alles auf einmal machen können.“
Der Gevelsberger Bürgermeister Claus Jacobi lässt Zweifel an der Quintessenz des vom Kreis in Auftrag gegebenen Gutachtens deutlich heraushören. In jedem Fall sei er davon überzeugt, dass es auch günstiger ginge.
Landrat: Zukunftsfähig sein
„Mit der Sanierungsinvestition muten wir den Städten einiges zu“, räumt Landrat Olaf Schade ein. Gleichzeitig benötige man als Kreis aber ein Verwaltungsgebäude, das den gesetzlichen Vorgaben entspreche und zukunftsfähig sei. „Wir sind überzeugt, jetzt einen Weg gefunden zu haben, den wir alle – Kreisverwaltung, Kreispolitik und Städte – gemeinsam gehen könnten und sollten.“
Ende September entscheidet der Kreistag über den künftigen Sanierungsplan für das Kreishaus. Die Städte können kein Veto einlegen.
Unsere Quellen:
- Ennepe-Ruhr-Kreis
- Ennepe-Ruhr-Städte
- Gespräch mit Bürgermeister Claus Jacobi