Human Babady bedient Kunden in seinem Copyshop, den er seit 27 Jahren in Bochum betreibt. Doch sein Handy klingelt in einer Tour. Medienvertreter aus aller Welt melden sich bei ihm und wollen ein Interview. Alle fragen nach seinem Neffen Toomaj Salehi, ob er etwas von ihm gehört habe und wie es ihm im Gefängnis geht.
Human Babady weiß: Diesmal steht es besonders schlecht um seinen Neffen. Ein iranisches Revolutionsgericht hat ihn zum Tode verurteilt.
Toomaj Salehis Mut wurde ihm zum Verhängnis
Rapper Toomaj Salehi ist im Iran eine Symbolfigur für Freiheit und Menschenrechte. In seinen Songs protestiert er gegen das autoritäre Regime und spricht das aus, wonach sich viele Iraner sehnen: Ein Leben in Freiheit. Mehrmals saß er deshalb im Gefängnis.
Auch die Frauenbewegung "Frauen leben Freiheit" unterstützt er. Seit dem Tod der Iranerin Jina Mahsa Amini im Herbst 2022 wächst der Widerstand gegen das Regime. Die junge Frau hatte angeblich ihr Kopftuch nicht ordnungsgemäß getragen und starb in Polizeigewahrsam. Der Rapper Toomaj Salehi rief öffentlich zum Protest auf.
Widerstand auch aus Bochum
Jetzt soll der 33-Jährige dafür mit dem Leben bezahlen. Sein Onkel Human Babady aus Bochum hat einen Offenen Brief verfasst, in dem er die Aufhebung des Todesurteils gegen seinen Neffen fordert. Von Bochum aus organisiert er bundesweit Demonstrationen und ruft zum Widerstand gegen das Mullah-Regime auf.
"Mein Neffe Toomaj Salehi hat doch nur gesungen. Er ist ein Rapper, ein Künstler, er hat nichts gemacht und dafür soll er sterben?" Er ist traurig, will aber den Kampf um seinen Neffen nicht aufgeben.
Solidarität auch vom Essener Rapper PA Sports
Rapper PA Sports ist in Essen geboren und aufgewachsen, hat aber iranische Wurzeln und beobachtet die Proteste dort genau. Er kennt Toomaj Salehi zwar nicht persönlich, aber die beiden hatten Telefon-Kontakt. Sie haben sich über eine Whatsapp-Gruppe ausgetauscht und gemeinsam einen Song aufgenommen, der allerdings nicht veröffentlicht wurde.
"Seine Musik ist sehr politisch, aber nicht wehleidig. Bei ihm ging es nicht nur um Leid, sondern die Flucht nach vorne und Kampfansage". Der Essener Musiker steht voll hinter seinem Rapperkollegen im Iran und teilt seinen Kampf gegen das Regime.
"Die Menschen im Iran wollen frei sein, wollen ein selbstbestimmtes Leben führen. Die Jugend im Iran sieht keine Perspektive unter diesem Regime, für sich und ihre Zukunft. Und im Grunde geht es um nichts anderes, es geht seit 40 Jahren um nichts anderes."
Unsere Quellen:
- WDR-Reporterin vor Ort
- Interview mit Human Babady
- Interview mit PA Sports
Über dieses Thema berichtet der WDR am 03.05.2024 auch im Fernsehen in der Lokalzeit Ruhr.