Seit Sonntag (25.08.2019) hielt eine Kobra die Stadt Herne in Atem. Das Tier soll aus einem Terrarium entwischt sein, wurde in einem Hausflur gesehen und am Samstag nach fünf Tagen eingefangen. Eine Chronologie:
Samstag, 31. August:
Die giftige Monokelkobra kommt zunächst bei einem Reptilienexperten unter. "Die Schlange ist wohlauf", sagte Stadtsprecherin Nina-Maria Haupt am Samstag (31.08.2019) . "Sie hat wahrscheinlich den stressigsten Tag ihres Lebens gehabt." Die Behörden beraten nun, was mit dem Tier passieren soll. Außerdem will die Stadt ausrechnen, wie teuer der Einsatz war.
Freitag, 30. August:
Am frühen Freitagabend die Erfolgsmeldung: Die Kobra wird eingefangen - unter einer Stufe am Kellereingang.
Bei einem Ortstermin schlägt ein Anwohner dem Oberbürgermeister vor, aus Sicherheitsgründen doch die hohe Wiese hinter den Gebäuden zu mähen. Der dafür zuständige Mähroboter macht so viel Lärm, dass die Schlange aufgeschreckt wird. Sie versteckt sich in einer Kelleröffnung an der Außenwand.
Die Stadt Herne beschließt am Nachmittag, aufgrund der letzten Erkenntnisse die betroffenen Wohnungen wieder freizugeben. Alle 30 Bewohner dürfen wieder zurück - jedoch auf eigene Gefahr. Sie müssen der Stadt schriftlich bestätigen, dass sie weder den Keller noch den Dachboden betreten werden.
Donnerstag, 29. August:
Die Anwohner rund um die evakuierten Mehrfamilienhäuser inmitten der sonst sehr ruhigen Bruchstraße sind genervt vom "Schlangen-Tourismus": Viele Schaulustige stehen vor den Absperrbändern der Polizei, machen Handyfotos, gucken. Der Anwohner vergleicht das ganze mit den Gaffern bei schweren Unfällen auf der Autobahn.
Es gibt Ungereimtheiten zu der Zahl der Monokelkobras, die bei dem mutmaßlichen Besitzer der gesuchten Kobra gelebt haben. Am Montag waren 22 Tiere bei ihm gefunden und sichergestellt worden - darunter drei Monokelkobras. Der Mann hatte allerdings im Juni noch angegeben, dass er fünf dieser sehr giftigen Schlangen hat. Eine könnte die seit Sonntag gesuchte Schlange sein. Wo die andere ist, ist unklar. Der Mann sagt zwar, dass er sie verkauft habe, kann das aber nicht belegen.
Zudem bestreitet er weiterhin, der Besitzer der am Sonntag von einer Nachbarin im Treppenhaus gesichteten Schlange zu sein.
Suche nach Kobra in Herne geht weiter
WDR aktuell. 28.08.2019. Verfügbar bis 30.12.2099. WDR. Von Uwe Dietz.
Mittwoch, 28. August:
Die Stadt bekommt Unterstützung von der Düsseldorfer Feuerwehr und Mitarbeitern einer Spezialfirma. Die Einsatzkräfte kündigten an, dass sie die Giftschlange notfalls mit Gas töten wollen. Nach Angaben des Herner Ordnungsdezernenten Johannes Chudziak würde dabei das komplette Haus unter Folie verpackt und dann 24 Stunden lang begast.
Dienstag, 27. August:
Die Kobra ist mit hoher Wahrscheinlichkeit immer noch in einem der Häuser unterwegs. Die Stadt erklärt, dass davon ausgegangen werde, dass das gesuchte Reptil nicht unter den sichergestellten Tieren ist. Die bereits am Sonntag geräumten Häuser bleiben deshalb verschlossen, teilt Stadtrat Johannes Chudziak mit.
Reptilienexperten wollen prüfen, ob die gefundene Schlangenhaut zu einer der in der Wohnung sichergestellten Schlangen passen. "Die Experten werden das so schnell wie möglich machen", heißt es am Mittag.
Die NRW-Umweltministerin Heinen-Esser hat indes angekündigt, sie wolle prüfen, ob die Haltung bestimmter giftiger Tiere verboten oder zumindest eingeschränkt werden kann.
Montag, 26. August:
Der Mann, dem die Schlange gehören soll, bestreitet, dass sie von ihm stammt.
Im Keller des Hauses, in dem die Schlange gesehen worden war, finden die Behörden Schlangenhaut. Außerdem stellen sie fest, dass sich unter den sichergestellten Tieren eine frisch gehäutete Schlange befindet. Die Beamten vermuten, dass die vermisste Kobra von selbst in ihr Behältnis zurückgekehrt ist. Bestätigt ist das aber nicht.
Alle Schlangen des Mannes, der mutmaßlich der Besitzer der gesuchten Kobra ist, werden sichergestellt.
Sonntag, 25. August:
Eine Bewohnerin eines Mehrfamilienhauses in Herne-Holthausen sieht im Hausflur die etwa 1,40 Meter lange Schlange und wählt den Notruf. Um die giftige Kobra zu fangen, lässt sich die Feuerwehr von einem Reptilien-Experten beraten. Es wird Mehl ausgestreut, um Bewegungen der Kobra nachvollziehen zu können. Zudem wird doppelseitiges Klebeband als "Falle" ausgelegt, doch die Schlange bleibt verschwunden.
Es wird vermutet, dass die Kobra aus einem Terrarium eines Mannes entkommen ist, der auch in dem Haus wohnt. Er soll dort mehr als ein Dutzend Schlangen halten. Die Regeln dazu sind in NRW vergleichsweise lasch. Bei diesen Tieren reicht es, wenn die Haltung der Stadt gemeldet wird. Das sei in diesem Fall geschehen, sagt ein Stadtsprecher. Man sei auch vor Ort gewesen und habe nichts Negatives entdeckt.
Das Haus ist mit drei weiteren Häusern verbunden. Aus Sicherheitsgründen müssen die Bewohner des Komplexes ihre Wohnungen verlassen. Die Mehrheit von ihnen kommt bei Freunden oder Verwandten unter; einige müssen in eine Notunterkunft ausweichen.