Morgens um halb zehn in Essen-Vogelheim: Gegenüber der Gesamtschule Nord steht schon der Bürgerbus bereit. An der Seite des Bullis steht "Seniorenbus" geschrieben. Detlef Schliffke und Roland Rottmann stehen in ihren Warnwesten vor dem Bulli und warten auf die Passagiere. Da kommt auch schon Roswita Hemer zum Treffpunkt.
Detlef Schliffke begrüßt die 83-Jährige herzlich und hilft ihr beim Einsteigen. Dafür stellt er einen Hocker vor die Schiebetür, damit sie leichter einsteigen kann. Den Bürgerbus findet sie super: "Seit der letzte Supermarkt geschlossen hat, müssen wir zum Einkaufen nach Altenessen. Jetzt muss ich die Sachen nicht mehr schleppen".
Vier Jahre für den Bürgerbus gekämpft
Der Bürgerbus bringt die Seniorinnen und Senioren zum nächsten Einkaufszentrum und wieder nach Hause. Das Team macht das ehrenamtlich. Detlef Schliffke hatte die Idee. Der 57-Jährige ist AWO-Vorsitzender in Vogelheim. Für den Bürgerbus hat er vier Jahre gekämpft. " Hier leben viele ältere Menschen, die dürfen wir nicht vergessen. Ich wollte, dass ältere Menschen mal raus kommen, auf den Markt können".
Als im Dezember der letzte Supermarkt in Vogelheim geschlossen hat, war es allerhöchste Zeit für den Bürgerbus. Denn der nächste Einkaufsladen ist zwei Kilometer entfernt. Für Seniorinnen und Senioren, die nicht mehr so fit sind, ist das eine weite Strecke. Zwar gibt es auch eine ÖPNV-Verbindung, doch die ist mit einem Umstieg verbunden.
Bürgerbus-Fahrten sind kostenlos
Der Bürgerbus hilft Seniorinnen und Senioren aus Vogelheim, sicher zum nächsten Einkaufszentrum zu kommen. Der Bulli fährt jeden Dienstag nach Altenessen. Ehrenamtler unterstützen beim Ein- und Aussteigen und verstauen die Einkäufe im Kofferraum. Nach dem Einkauf werden die Passagiere vor der Haustür abgesetzt.
Die Fahrten im Bürgerbus sind für die Seniorinnen und Senioren kostenlos. Finanziert werden die Fahrten über Spenden. Das Fahrzeug hat die Elisabeth Wagener Stiftung gespendet. Den Bus teilen sich die beiden Essener Stadtteile Frintrop und Vogelheim.
Jeden Dienstag kommt der Vogelheim-Express
Ab sieben Uhr ist Schliffkes Telefon eingeschaltet. Alle, die mitfahren möchten, können sich am Vortag oder spontan bei ihm melden. Wie zum Beispiel Helga Brösing, die winkend auf dem Bürgersteig steht. Der Bus stoppt und sammelt die 86-Jährige ein. Ihr Rollwagen wird im Kofferraum verstaut.
Helga Brösing findet den Bürgerbus super: "Ich wohne alleine und ich bin noch etwas selbstständig, der Bus hilft". Zwar fahren auch Linienbusse zum Markt, aber mit vollgepackten Taschen kann das schwierig werden, sagt die 86-Jährige: "Sonst gehe ich mit Rollator, aber mit Rollator in den Linienbus wage ich nicht, ich bin auf einem Auge blind".
Bürgerbus will im Stadtteil sichtbar sein
Angekommen am Markt in Altenessen. Detlef Schliffke und Roland Rottmann sind den Damen beim Ausstieg behilflich und vereinbaren eine Abholzeit. Während die Mitfahrerinnen einkaufen, haben Rottmann und Schliffke Zeit für einen Kaffee. Beide merken immer wieder: Der Bügerbus ist für viele mehr als nur eine Einkaufsfahrt.
"Man spricht über alles, es ist ein vertrauter Raum. Ich will nicht sagen Seelsorge, aber wir sind auch Ansprechpartner und Bezugspersonen für die Leute, die teilweise alleine sind", sagt Rottmann. Um elf Uhr geht es zurück nach Altenessen, um die Damen abzuholen. Die Einkaufstaschen werden verstaut und die Seniorinnen bis zur Haustür gebracht.
Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer gesucht
Fast drei Monate gibt es den Bürgerbus jetzt in Vogelheim. Detlef Schliffke ist zufrieden:
Zurzeit helfen fünf Ehrenamtliche beim Bürgerbus aus. Es werden aber noch mehr Helferinnen und Helfer gesucht, zum Beispiel als Fahrerin oder Fahrer. Einzige Voraussetzung: man braucht einen Führerschein. Wer Interesse hat, kann sich bei der AWO Vogelheim oder direkt bei Detlef Schliffke melden.