Kriegsgewinnler Rheinmetall
Aktuelle Stunde . 12.03.2025. 24:01 Min.. UT. Verfügbar bis 12.03.2027. WDR. Von Mathea Schülke.
Rheinmetall boomt: Wie der NRW-Rüstungskonzern expandiert
Stand: 12.03.2025, 20:51 Uhr
Rheinmetall will in zwei Jahren etwa 8.000 neue Stellen schaffen. Welche Dimension hat der Boom des Düsseldorfer Rüstungskonzerns? Und was haben die Menschen in NRW davon? Fragen und Antworten.
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine boomt die Rüstungsindustrie - auch in Deutschland. Eine der größten Firmen: Rheinmetall in Düsseldorf. Am Mittwoch stellte Konzern-Chef Armin Pappberger die Jahresbilanz 2024 vor, sprach von riesigen Auftragssummen und bezeichnete sein Unternehmen als "Jobmaschine". Was ist da zu erwarten?
Wie groß und wichtig ist Rheinmetall?
Gemessen am Umsatz sind Rheinmetall in Düsseldorf und die Airbus-Sparte Defence & Space mit Sitz im bayerischen Taufkirchen die größten deutschen Rüstungsunternehmen. Rheinmetall bezeichnet sich als "integrierten internationalen Technologiekonzern", ist unter anderem ein wichtiger Autozulieferer.

Rheinmetall-Produktion in Unterlüß
Ebenfalls wichtige Rüstungsunternehmen, aber deutlich kleiner als Rheinmetall: die Firma KNDS, in der auch Krauss-Maffei Wegmann aus München aufgegangen ist, MBDA, Thyssenkrupp Marine Systems, die Hensoldt-Gruppe, Diehl und Renk.
Am Mittwoch gab Rheinmetall bekannt: Im vergangenen Jahr lag der Umsatz bei 9,8 Milliarden Euro, das war ein Plus von 36 Prozent zum Vorjahr. Für das nächste Jahr wird eine Steigerung des Umsatzes von 25 bis 30 Prozent erwartet.
Die Rüstungsbranche wachse rasant, sagen Beobachter. Aber: "Die Verteidigungsindustrie ist im Vergleich zur gesamten Industrie eine eher kleine Branche, auch nach den leichten Steigerungen der vergangenen drei Jahre", sagte Klaus-Heiner Röhl, Rüstungsexperte am Institut der deutschen Wirtschaft, dem WDR.
Was erwartet der Rüstungskonzern für die nächsten Jahre?
Weil Europa deutlich mehr in seine Verteidigung investieren möchte, sieht sich Deutschlands größter Rüstungskonzern Rheinmetall vor einem beispiellosen Auftragsboom. "Das Potenzial bis zum Jahr 2030 sehen wir bei Rheinmetall zwischen 300 und 400 Milliarden Euro", sagte Firmenchef Armin Papperger am Mittwoch.

Armin Papperger, Rheinmetall-Chef
Dabei geht Pappberger davon aus, dass die europäischen Nato-Staaten ihre Verteidigungsausgaben auf 2,5 bis 3,5 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung hochfahren. Grund hierfür ist die Bedrohung durch Russland und die Ansage Washingtons, dass sich Europa selbst um seine Verteidigung kümmern muss.
Der Konzern plant, mehrere seiner zivilen Produktionsstätten auf Rüstung umzustellen. Es könnten aber auch Standorte und Firmen hinzugekauft werden, sagte Pappberger. Er geht davon aus, das Rheinmetall in den nächsten zwei Jahren etwa 8.000 neue Stellen schaffen wird. Die weltweite Zahl der Mitarbeiter könnte demnach von etwa 32.000 auf 40.000 anwachsen.
"Es ist tatsächlich eine Jobmaschine." Armin Papperger, Rheinmetall-Chef
Was haben die Menschen in NRW davon?
In Düsseldorf zahlt Rheinmetall Gewerbesteuer - 2023 sollen es knapp drei Millionen Euro gewesen sein. Außerdem sind in der Zentrale Hunderte Mitarbeiter beschäftigt.
Wo die von Pappberger erwarteten 8.000 zusätzlichen Arbeitsplätze entstehen werden, ist noch offen. An den NRW-Standorten ist bislang nur ein kleinerer Teil aller Mitarbeiter beschäftigt.
In Neuss hat Rheinmetall Unternehmensangaben zufolge 1.500 Mitarbeiter, dort werden Komponenten für die Autoindustrie und die Wasserstoffbranche entwickelt und hergestellt. Der Konzern plant, bei der dortigen Tochterfirma Pierburg auf Rüstung umzustellen. Möglich, dass die Produktionsstätte dadurch auch wachsen wird - zu Details der Pläne hält sich Rheinmetall zurück.
Viel größer als die Standorte in NRW ist der in Unterlüß ihn Niedersachsen. Auch in Kassel gibt es eine große Produktionsstätte. Weltweit hat der Konzert 171 Standorte. Vom Boom bei Rheinmetall wird also längst nicht nur NRW profitieren.
Wird die Bundeswehr in Zukunft zu abhängig von Rheinmetall?

Militärexperte Thomas Wiegold
Rheinmetall will sich nun breiter aufstellen, weniger stark auf Panzer setzen und zum Beispiel mehr im Bereich Elektronik und Luftfahrt tätig sein. Dazu gehört die Produktion von Drohnen. Der Journalist und Militärexperte Thomas Wiegold sieht das auch kritisch.
"Das ist ein Problem, denn das läuft natürlich auf eine Monopolsituation hinaus, die dem Kunden Bundeswehr nicht recht sein kann", sagt er. Eine mögliche Folge: höhere Preise. Das könne nicht im Sinne des Steuerzahlers sein. Wiegolds Rat: Die Bundesregierung sollte bei ihren geplanten großen Verteidigungsausgaben gut abwägen, wie stark sie auf Rheinmetall setzen will.
Unsere Quellen:
- Bilanzkonferenz und Website der Rheinmetall AG
- Nachrichtenagenturen dpa und AFP
- WDR-Interview mit Klaus-Heiner Röhl vom Institut der deutschen Wirtschaft für tagesschau.de
- Militär-Portal Defense News zu Umsätzen von Rüstungsunternehmen
- RBB-Interview mit Militärexperte Thomas Wiegold für die ARD