Leo ist 29; er war noch gar nicht geboren, als das Haus der Familie Genҫ in Solingen brannte, angezündet von Neonazis. Fünf Familienmitglieder starben damals in den Flammen.
Trotzdem lässt das, was damals passierte, ihn auch heute nicht los. Er kommt gerade aus einer Kleingartenanlage. Hier erzählt eine Schauspielerin, wie die Täter gefeiert hatten, bevor sie den Brandsatz legten.
"Schockierend", sagt er, "was damals passiert ist, war grässlich und hinterlässt immer noch viele Fragen."
Per Messenger-Dienst durch die Stadt
Den Besuchern geht nahe, was sie auf der dramaturgischen Reise durch Solingen sehen und hören. Am Rathaus werden die Besucher in Gruppen eingeteilt,. In unterschiedlichen Routen ziehen sie durch die Stadt. Geleitet per Handy durch einen Messenger-Dienst, auf dem auch Videos und Audios eingespielt werden: Nachrichtenfilme, Interviews.
Lebendige Geschichte
Die PerformerInnen treten in Hauseingängen oder Hinterhöfen auf. Sie inszenieren Teile der Gerichtsverhandlung, zitieren aus Briefen der Familie Genҫ, geben den fünf toten Frauen und Mädchen eine Stimme. Sie tragegn das Grauen von damals in die Gegenwart.
"Das nimmt einen mit", sagt Katharina, eine junge Düsseldorferin. "Das ist fast wie ein interaktives Museum. Und ich erfahre eigentlich erst jetzt, was da passiert ist."
Baseball-Schläger neben dem Bett
Regisseur und Autor Bassam Ghazi war zur Zeit des Brandanschlags 18 Jahre alt. "Ich hatte neben meinem Bett einen Eimer Wasser und einen Baseball-Schläger stehen. Wir hatten alle Angst. Und ich wusste: ich muss etwas machen."