Katholische Pfadfinder wollen sexualisierte Gewalt aufklären
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Katholische Pfadfinder wollen sexualisierte Gewalt aufklären
Stand: 07.02.2024, 16:25 Uhr
Der größte deutsche Pfadfinderverband will Fälle von sexualisierter Gewalt aufarbeiten. Es geht um die katholische Pfadfinderschaft St. Georg mit Sitz in Mönchengladbach.
Von Benjamin Sartory
Die Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) mit Sitz in Mönchengladbach will Fälle von Gewalt in den eigenen Reihen aufklären. Wie der Verband jetzt mitteilte, soll es um sexualisierte, aber auch um sogenannte spiritualisierte Gewalt gehen.
Das sind Unterdrückungsmethoden oder Übergriffe, bei denen zum Beispiel der Glauben als vermeintliche Rechtfertigung herhalten muss. "Es geht darum, Fehler zu erkennen und um eine Verpflichtung, Fehler nicht zu wiederholen", sagt Jasmin Krannich, zuständig für Kinder- und Jugendschutz bei der DPSG.
Missbrauchsopfer und Zeugen sollen sich melden
Grund für die Aufarbeitung sind laut DPSG auch bekannt gewordene Einzelfälle in den 2000er Jahren. Um herauszufinden, was genau in welchem Ausmaß in der Geschichte des Verbandes passiert ist, wurde jetzt ein Team aus Forscherinnen und Forschern der Unis in Marburg und Gießen zusammengestellt.
Wer bei den St. Georg-Pfadfindern sexualisierte oder andere Gewalt erfahren oder beobachtet hat, soll sich melden. Kontaktmöglichkeiten gibt es zum Beispiel auf den Internetseiten der Pfadfinderschaft.
Die Wissenschaftler interessieren sich auch für Fälle, die noch keine Straftaten sind - also zum Beispiel Machtmissbrauch. Welche Strukturen haben das begünstigt? Wo gab es vielleicht Bereiche mit zu wenig sozialer Kontrolle wie zum Beispiel Zeltlager?
Pfadfinder wollen Kinder und Jugendliche besser schützen
Mit dem Projekt will die DPSG rausfinden, welche Gründe und Strukturen zu den Missständen geführt haben. Daraus sollen auch Präventionsmaßnahmen und ein besserer Schutz für die Kinder und Jugendliche entwickelt werden. Die Ergebnisse der Forschung werden Ende 2025 erwartet.
Die katholische DPSG ist nach eigenen Angaben der größte Pfadfinderinnen- und Pfadfinderverband Deutschlands. Gut 80.000 Mitglieder sind in etwa 1.100 Ortsgruppen organisiert.
Zuvor hatte vor einigen Wochen auch der evangelische Pfadfinderverband eine ähnliche Studie zum Thema Missbrauch gestartet. Schon seit 2021 läuft außerdem eine Untersuchung beim Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder. Da soll es bald Ergebnisse geben.
Unsere Quellen:
- Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg
- Prof. Dr. Sabine Maschke, Uni Marburg
- Verband christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder
- Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder