Nach Berechnungen des Paritätischen Gesamtverbandes fehlen in den Kitas bundesweit 125.000 Fachkräfte. Eine Studie des Forschungs-Verbundes DJI/TU Dortmund hat für Nordrhein-Westfalen berechnet, dass bis 2030 mehr als 16.000 Erzieherinnen und Erzieher eingestellt werden müssten.
Im vergangenen Jahr hat die NRW-Landesregierung deshalb ein Sofortprogramm auf den Weg gebracht. Es sollte schneller Kita-Personal gewinnen und dieses auch flexibler einsetzen. Das Programm setzt auf mehr praxisnahe Ausbildung und auf Quer-Einsteiger. In der WDR5 Radiosendung "Lokalzeit Stadtgespräch" aus Bonn berichten Erzieherinnen und Kita-Leiterinnen im Publikum, dass davon bei ihnen noch nichts angekommen sei. Vor allem gebe es zu wenig Azubis, die sich für den Beruf interessieren.
Neues Gesetz soll helfen
NRW-Staatssekretär Lorenz Bahr, Alya Celik (GEW) und Sören Walldodt (Eltern am Limit) diskutierten auf dem Podium (v.l.)
In der Podiums-Diskussion gab der NRW-Staatssekretär im Familienministerium, Lorenz Bahr, zu: Das Sofortprogramm des Landes habe nach mehr als einem Jahr noch nicht die gewünschte Wirkung erzielt. Der Plan, mehr Jugendliche für den Bundesfreiwilligendienst in Kitas zu interessieren, sei gescheitert. Die Qualifizierung von Quereinsteigern sei eher noch am Anfang, so Bahr: "Da haben wir mit einer höheren Beteiligung der Kommunen gerechnet, doch die kam so nicht."
Er setze nun auf ein neues Kinderbildungsgesetz (Kibiz), das in Arbeit sei, sagte Bahr. "Da haben wir eine neue Personalverordnung vorbereitet. Danach könnten zum Beispiel Kinderpflegerinnen verstärkt eingesetzt werden, sodass auch bei Krankmeldungen von Erzieherinnen die Kita-Gruppen weiter offen bleiben."
Eltern fordern besseres Management
Im Pubilkum forderten Eltern mehr Betreuungs-Sicherheit, und Erzieherinnen forderten mehr Zeit für die Kinder.
Der Bonner Verein "Eltern am Limit" fordert, dass die Kommunen lernen, ihr Kita-Personal flexibler einzusetzen und die städtischen Kitas insgesamt wirkungsvoller zu managen. "Es hilft keinem, wenn zum Beispiel die Einrichtungen in City-Nähe überfüllt sind und zu wenig Personal haben, während in manchen Stadtteilen Kapazitäten frei sind, die aber nicht ausgeschöpft werden", sagt Vereinsvorstand Sören Wallrodt.
In Krankheitsfällen könne man Personal flexibler einsetzen, meint der Vater zweier Kinder. "Dafür braucht man aber erst eine aussagekräftige Datenbasis." In einem Bürgerantrag an den Bonner Stadtrat fordert er eine solche Daten-Erhebung ein. Der Jugendhilfeausschuss hat bereits zugestimmt. Die Stadt Bonn zeigt sich jedoch skeptisch, ob ein solches Monitoring zielführend ist.
Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordert ein besseres Management der Einrichtungen. Ebenso das Kita-Bündnis NRW, ein Zusammenschluss der freien Träger mit Unterstützung der GEW.
Vor allem solle die Kita-Leitung entlastet werden. Entweder indem sie von anderen Aufgaben freigestellt wird und nur noch das Management übernimmt, oder indem Fachleute die Kita koordinieren und die Leiterinnen dann mehr Zeit für Erziehungs-Aufgaben hätten. "Wir müssen den Beruf der Erzieherinnen und Erzieher attraktiver machen", forderte die nordrhein-Westfälische GEW-Vorsitzende Ayla Celik mit Nachdruck beim WDR5 Lokalzeit-Stadtgespräch in Bonn.
Mehr Geld für Kitas
NRW Staatssekretär Bahr kündigte an, dass die NRW-Landesregierung mehr Geld für die frühkindliche Bildung bereitstellen will. "Wir haben im Kita-Bereich in den vergangenen beiden Jahren die Ausgaben um eine Milliarde Euro erhöht. Und wir werden im nächsten Haushalt erstmals auf 5,7 Milliarden Euro kommen." Das Geld soll nicht nur in die Ausbildung von mehr Personal fließen, sondern auch in die finanzielle Unterstützung der Kita-Träger. In Nordrhein-Westfalen gibt es derzeit 10.800 Kinder-Tages-Einrichtungen in NRW mit mehr als 7000 Trägern. Viele davon beklagen, dass sie die Kitas nicht auskömmlich betreiben können und deswegen womöglich ganz schließen müssen.
Unsere Quellen:
- Podiumsdiskussion WDR5 Lokalzeit-Stadtgespräch
- Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft
- Kita-Bündnis NRW
- Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen
- Stadt Bonn
- Verein "Eltern am Limit" Bonn
- Paritätischer Gesamtverband
- Forschungs-Verbund DJI/TU Dortmund