Man kann sie richtig fühlen, die positive Stimmung in den Übergangsbüros der Siegburger Stadtverwaltung. Die Mitarbeiter des Dezernats für Zentrale Dienste und Digitalisierung strahlen um die Wette, wenn es um die neue digitale Rathausassistenz mit dem Arbeitstitel "Siegburgi" geht.
"Ist jetzt nicht gerade Alltag bei uns im deutschen Behördennetz, aber wir haben uns dazu entschieden", sagt Projektleiter Marc mit sichtlichem Stolz.
Gegenüber sind die Arbeiten am neuen Rathaus in vollem Gange. Auf einem Schild ist das Hochglanzgebäude zu sehen. Nun könnte es sein, dass zukünftig kaum ein Bürger vorbeikommt.
Rund um die Uhr im Dienst
Denn der neue Chatbot ist 24 Stunden, 7 Tage die Woche, 365 Tage im Jahr im Dienst. Anonym und lösungsorientiert, und jeder kann ihn, egal wo er ist, über die Seite siegburg.de erreichen. Zum Beispiel mit dieser einfachen Frage: "Wo kann ich meinen Hund anmelden?" Und schon erscheinen alle Informationen zu dem Thema.
Für Marc Langen ist es ein Vorteil, dass die Menschen jetzt die Chance haben, auch außerhalb der Öffnungszeiten Verwaltungsanfragen zu stellen. Und schon kommen alle relevanten Antworten.
Chatbot antwortet in 95 Sprachen
Einer der größten Vorteile ist sicherlich, dass die Künstliche Intelligenz die Fähigkeit hat, in 95 Sprachen zu antworten. "Sogar in Farsi", sagt Marc Langen, eine Sprache, die in der Region Afghanistan/Pakistan gesprochen wird. Das macht einen Dolmetscher überflüssig.
Vor allem für die vielen Ukrainer in der Stadt ein unermesslicher Gewinn, aber auch eine Erleichterung für die Mitarbeiter, die den Chatbot ebenfalls nutzen.
Der Chatbot wird gefüttert mit allen Informationen, die es auch auf siegburg.de gibt, mit den Inhalten des Serviceportals und mit dem Veranstaltungskalender. Unterstützt wird die Stadt dabei von der Bremerhavener Agentur Neuraflow. "Mittelfristig sei sogar die Einbindung von Online-Formularen geplant," schwärmt der Projektleiter. Dann hilft der Chatbot beim teils komplizierten Ausfüllen der Formulare.
Einfühlsame Worte
Bei sensiblen Themen zeigt sich der Chatbot überraschend einfühlsam und gibt prägnante Ratschläge. Auf die Frage: "Ich bin Schüler, ich werde gemobbt. Was kann ich tun?" antwortet der Chatbot: "Es tut mir leid zu hören, dass Sie Mobbing ausgesetzt sind." Dann folgen vier Schritte, was man unternehmen kann und eine Empfehlung, die zuständige Sozialarbeiterein der Stadt Siegburg zu kontaktieren. Man hat fast den Eindruck, man würde sich mit einem Bekannten unterhalten.
Arbeitsplätze nicht in Gefahr
Der Chatbot deckt ein großes Arbeitsfeld der städtischen Verwaltung ab, da könnte man fast auf die Idee kommen, dass die Mitarbeiter im Rathaus irgendwann überflüssig werden. Projektleiter Marc Langen lacht. Das sei eine der liebsten Fragen, wenn es um Digitalisierung gehe.
Durch den demographischen Wandel habe man viel zu wenig Mitarbeiter. Und die könnten sich nun endlich mal um die komplexen Fälle kümmern, alles andere erledige de Chatbot.
Rund 1.300 Zugriffe hat es von Anfang Januar bis jetzt gegeben, eine beachtliche Zahl. In den kommenden Wochen will die Verwaltung weiter intensiv die Werbetrommel für den Chatbot rühren.
Und bis zum Ende des Monats können die Bürger noch Namensvorschläge abgeben, über die dann am ab 8. Februar abgestimmt werden kann. Der Name "Siegbot" wurde schon mehrfach genannt.
Quellen:
- Stadt Siegburg