Erbärmliche Hygienezustände und Krankheiten - spätestens seit den Problemen in einer Baugrube am Düsseldorfer Hauptbahnhof wird in der Landeshauptstadt verstärkt über die Drogenszene diskutiert. In der Baugrube hatten vor allem Crack-Abhängige unter schlimmen Bedingungen in Baracken gehaust.
Drogenbeauftragter lobt Düsseldorfer Konzept
Die Stadt ließ den Ort damals räumen und eröffnete im März 2024 eine neue Unterbringungs- und Beratungsstelle für Suchtkranke an der Moskauer Straße im zentralen Düsseldorf-Oberbilk. Betroffene finden hier nicht nur Hilfe, sondern auch Schlafplätze. Am Donnerstag (22.08.2024) schaute sich bei einem NRW-Besuch sogar der Bundesbeauftragte für Drogen, Burkhard Blienert (SPD), die Einrichtung an und lobte die Maßnahme. Betroffene könnten dort medizinische Versorgung, soziale Hilfe und letztlich wieder Stabilität bekommen: "Es ist selten, so etwas in Deutschland zu sehen, deshalb ist es wirklich vorbildhaft".
Düsseldorf braucht mehr Platz für Drogenabhängige
Doch bei dem Besuch wurde auch klar, dass die Stadt noch mehr tun muss. Die Einrichtung werde zwar gut genutzt, sagte die zuständige Düsseldorfer Dezernentin Miriam Koch. Sie müsse aber bald umziehen, weil dort das neue Technische Rathaus gebaut wird. Und auch wenn man inzwischen einen Ersatzstandort habe, werde das nicht reichen.
Insbesondere habe sich die Hoffnung zerschlagen, dass mit der Anlaufstelle auch die Drogenszene am Worringer Platz am Hauptbahnhof kleiner wird. Dort gibt es immer noch Probleme. Deshalb sucht die Stadt nach Angaben der Dezernentin weitere Flächen oder Gebäude für Hilfsangebote. Nach Möglichkeit mit einem Außenbereich, damit sich die Abhängigen dort tagsüber aufhalten können.
Lob und Kritik von Obdachlosenhelfern
Nach viel Kritik in den vergangenen Jahren bekommt die Stadt jetzt zumindest etwas Rückenwind für den neuen Kurs von der Düsseldorfer Obdachlosenhilfe Fiftyfifty. Die hatte das Konzept für die neue Einrichtung mitentwickelt und würde am liebsten am alten Standort bleiben.
Grundsätzlich sieht Fiftyfifty eine positive Entwicklung bei den Bemühungen der Stadt Düsseldorf. Es fehle aber noch ein drogenpolitisches Gesamtkonzept. Wichtig sei es, den Abhängigen auch Plätze anzubieten, an denen sie sich am Tag aufhalten könnten. Es sei ein Irrglaube der Politik, dass man mit Schlafplätzen Drogenszenen im öffentlichen Raum auflösen könne.
Unsere Quellen:
- Düsseldorfer Dezernentin Miriam Koch
- Bundesdrogenbeauftragter Burkhard Blienert
- Oliver Ongaro, Fiftyfifty