Der Aachener Friedenspreis geht in diesem Jahr an eine feministische Antikriegs-Initiative in Russland und eine Menschenrechtsorganisation in Israel. Beide zeichnen sich durch viel Mut und Zivilcourage aus, sagte der Verein „Aachener Friedensverein" heute bei der Bekanntgabe der Preisträger.
Größte Anti-Kriegs-Initiative in Russland
Die „Feminist Anti-War Resistance“ (FAR) gründete sich einen Tag nach Putins Angriffskrieg auf die Ukraine im Februar 2022. Die Gruppe engagiert sich für Frieden, Vielfalt und Menschenrechte in Russland und gegen Patriarchat, Autokratie und Militarismus. Zugleich setzt sie sich gegen das extrem konservative Bild von Geschlecht und Familie in Russland ein, sagt der Verein Aachener Friedenspreis. Ihr Manifest sei über den Messenger-Dienst Telegram schnell verbreitet worden. Laut Aachener Friedenspreis ist sie mittlerweile in Russland die größte Initiative gegen den Krieg.
Repressionen gegen Aktivistinnen
Aktivistinnen von FAR organisieren zum Beispiel öffentliche Proteste gegen den Krieg in der Ukraine, verfassen Petitionen und geben eine Online-Zeitung heraus, um russischer Staatspropaganda entgegen zu wirken. Das sei sehr mutig, sagt der Aachener Friedensverein. Der russische Staat gehe seit einigen Monaten auch mit Verhaftungen gegen Aktivistinnen vor. Sie würden kriminalisiert und in der Psychiatrie oder im Gefängnis eingesperrt.
Netzwerk von Anwältinnen und Anwälten
Benedikt Kaleß und Lea Heuser, Vorstand Verein "Aachener Friedenspreis"
Die Organisation „Human Rights Defenders Fund“ in Israel ist ein Netzwerk aus Anwältinnen und Anwältinnen. Sie geben israelischen und palästinensischen Menschen rechtlichen Beistand, die sich gewaltfrei für die Einhaltung von Menschenrechten in Israel und den besetzten palästinensischen Gebieten einsetzen, so der Aachener Friedensverein. „Die Verteidiger verteidigen“, lautet das Motto. Im vergangenen Jahr seien so 230 Fälle erfolgreich beendet.
Aktivisten, Hirten und Bauern
Der Verein "Aachener Friedenspreis" zitiert eine der Anwältinnen des Netzwerks: „Wenn ich einen Aktivisten, Hirten oder palästinensischen Bauern verteidige, möchte ich ihnen die Last der Verhaftung und des Strafverfahrens abnehmen, damit sie es wagen, zurückzukehren und ihre Herden auf ihrem Land zu hüten, damit sie ihr Land ernten, damit sie weiterhin gegen die Besatzung und das Unrecht protestieren.“
Der Aachener Friedenspreis wird traditionell am 1. September, dem Antikriegstag, in Aachen verliehen. Welche Vertreter der beiden Initiativen den Preis entgegennehmen werden, ist noch offen.