"Nervös bin ich überhaupt nicht - aber gespannt", sagt Markus Wagner. Der AfD-Politiker und Spitzenkandidat für die Landtagswahl ist wenige Minuten vorher mutig in den WDR-Bulli gestiegen, um sich an unbekanntem Ort mit Menschen zu treffen, die er noch nie gesehen hat. Mit ihnen soll er ins Gespräch kommen - auch über die Politik, die er vertritt.
Langhaarig, blond und trans
Es geht in einen Park. Dort erwarten ihn Julia und Anka L., ein gleichgeschlechtliches Paar mit gemeinsamer Tochter. Außerdem dabei: David Jakobs - langhaarig, blond und trans. Und so, wie sie hier zusammen im Grünen auf ihren Gesprächspartner warten, haben sie eines gemeinsam: Sie fühlen sich von der AfD überhaupt nicht gesehen - oder schlimmer noch: absichtlich ausgegrenzt. Darüber wird zu reden sein.
Wagner: Mutter und Vater sind Idealzustand
Markus Wagner steigt aus dem Wagen, greift zur Zigarette und lässt gleich mal ein Statement los: "Also grundsätzlich ist aus meiner Sicht der Idealzustand für ein Kind sicherlich Vater und Mutter." Ungläubige Blicke von gegenüber. Dann versucht der Politiker doch noch die Kurve zu kriegen: Es sei aber natürlich auch so, dass ein Kind in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung behütet und geliebt aufwachsen könne. Und das sei doch das Beste, was einem Kind passieren könne.
Unsicherheit und Anfeindung im Alltag
Julia erzählt von einem viel zu langen Adoptionsprozess, schwieriger Gesetzeslage und großen Unsicherheiten. Wagner verspricht, sich "Gedanken zu machen".
Doch vom schwierigen Alltag erzählt ihm dann auch David Jakobs, die weder rein männlich noch rein weiblich ist. "Weil so wenig für unsere Sichtbarkeit getan wird, gibt es den Menschen auf der Straße das Recht, uns anzugreifen und zu beleidigen. Das ist meine Normalität", sagt die Hair- und Make-up Artistin. Konkrete Frage an Wagner: "Was haben Sie vor dagegen zu tun?"
Aufklärung - aber wie?
"Niemand hat das Recht, Sie zu diskriminieren und zu beleidigen", sagt der Spitzenkandidat der AfD. Es gebe ja ein Strafgesetz. Doch eine Idee, was die Politik dagegen tun könnte, will Wagner da nicht einfallen und gibt die Frage lieber weiter in die Runde. "Man könnte in der Schule anfangen, Kinder darüber aufzuklären, dass es nicht nur zwei Geschlechter gibt und verschiedene sexuelle Identitäten", schlägt Julia vor.
Seines Wissens nach passiere das doch im Sexualunterricht schon, meint Wagner. Dort werde klargemacht, dass es neben der Heterosexualität, "die die ganz klar beherrschende Sexualtität ist, auch Homosexualität gibt und auch...wie soll ich sagen, Ihren Fall...Wie nennt man Sie?". "Ich bin eine Transperson und fühle mich nicht mit dem Geschlecht verbunden, dass mir zugewiesen wurde", erklärt David. "Und darüber muss man aufklären."
Ein Bündel Forderungen für den AfD-Mann
Im Bundestag torpediert die AfD nicht-traditionelle Lebensentwürfe und David Jacobs kritisiert: "...dass Sie auch noch viele Dinge ändern wollen, die wir uns schon erkämpft haben". Die Partei wolle die Ehe für alle wieder abschaffen, wirft Julia ein. "Das war eine Gewissensentscheidung der Bundesabgeordeten. Die ist so ausgefallen, wie sie ausgefallen ist", entgegnet Wagner. Jetzt stelle sich die Frage, wo denn genau der Unterstützungsbedarf bestehe.
Seinen beiden Gesprächspartnern fällt da noch eine ganze Menge ein. Zum Beispiel: "Mehr Gesetze, die uns vor Diskriminierung schützen, statt sie anzuschaffen." Markus Wagner kann am Ende jedenfalls ein ganzes Bündel an Forderungen mitnehmen.
Der "Ausgesetzt"-Beitrag wird am 7. Mai in der "Aktuellen Stunde" ausgestrahlt. Die anderen Spitzenkandidaten und Spitzenkandidatinnen wurden auch "ausgesetzt". Die Folgen werden in den kommenden Tagen gezeigt.