Fast jeder hat ihn schon einmal gehört, den Spruch: "Zieh dich warm an, sonst wirst du krank." Und auf den ersten Blick erscheint es auch plausibel: Wer friert, erkältet sich. Aber Achtung: Ganz so einfach ist es nicht.
Schnupfen, Husten, Heiserkeit: Hinter solchen Erkältungssymptomen stecken meist Atemwegsinfektionen. "Und die werden durch verschiedene Erreger verursacht, meist Viren", sagt Alina Andraczek aus dem Quarks-Team. Ganz häufig sind zum Beispiel Rhinoviren oder Corona-Viren.
Viren machen uns krank, wenn unser Immunsystem sie nicht abwehren kann. Und weil durch die Krankheit unter anderem die Schleimhäute angegriffen werden, sind wir auch anfälliger für Bakterien. "Deswegen kann eine Erkältung auch schnell mal eine Nebenhöhlenentzündung oder Bronchitis nach sich ziehen", so Andraczek.
Wilde Experimente mit Kälte
Aber ist der Körper, wenn er friert, nicht anfälliger für Erreger? Das klingt zwar zunächst logisch - aber so pauschal lässt sich das nicht sagen. Denn der Zusammenhang von Kälte und Krankheit ist wissenschaftlich umstritten. Forschende hatten in den 1950er Jahren in einem Experiment Probanden in nassen Badehosen und Socken durch zugige Flure laufen lassen und anschließend diese Personen plus Kontrollgruppe mit Erkältungsviren infiziert. Oder in den USA hat man Studierende in dünner Kleidung in kalte Keller gesperrt.
Im Jahr 2005 haben britische Forscher einen Teil ihrer Probanden die Füße in Eiswasser stecken lassen und einen anderen Teil nicht. Bei fast allen Experimenten kam es auf das gleiche hinaus: Kontrollgruppe und Versuchsgruppe wurden in etwa gleich häufig krank. "Deswegen machen all die Experimente nur deutlich: Krank wird man durch Viren, ganz einfach", sagt Andraczek.
Nebeneffekte von Kälte können Ansteckung mit Viren begünstigen
Allerdings gibt es Nebeneffekte von der Kälte, die die Ansteckung mit Erkältungs- und Grippeviren begünstigen können. Erstens: Viren fühlen sich bei niedrigen Temperaturen wohl. Ihre Schutzschicht aus Lipiden wird dann nämlich härter - dadurch werden Viren robuster. Zweitens ist kalte Luft trocken, und trockene Luft trocknet unsere Schleimhäute aus - ohne schützende Schleimschicht können Viren leichter die Zellen befallen. "Und deswegen können kalte Nasen sich schlechter gegen Viren verteidigen. Das hat erst vergangenes Jahr eine Forschungsgruppe der Uni Harvard nachweisen können", so Andraczek.
Für den Umstand, dass in den Wintermonaten Atemwegsinfektionen, Grippefälle oder Corona häufiger sind, gibt es noch weitere Erklärungsansätze.
- Wir halten uns mehr in Innenräumen auf. Und da ist die Ansteckungsgefahr ganz einfach höher.
- Wir machen weniger Sport und Studien deuten daraufhin, dass Sport zumindest hilft, Erkältungen besser zu überstehen.
- Und weil wir nicht so viel Sonne abbekommen und folglich weniger Vitamin D bilden, ist unser Immunsystem ein bisschen geschwächt.
So schützt man sich vor Grippe und Erkältung
Der beste Schutz vor Grippe und Erkältung ist: Den Viren aus dem Weg gehen. Wie das funktioniert? "Vielleicht mal Menschen auf einen Spaziergang treffen anstatt in vollen Räumen", erklärt Andraczek. Ebenfalls sinnvoll:
- Innenräume ordentlich lüften.
- Regelmäßig Hände waschen.
- Wasser auf die Heizung stellen, um die Luftfeuchtigkeit hochzuhalten - bei hoher Luftfeuchtigkeit erkranken die Menschen seltener.
Und nicht zuletzt: "Gescheiterte Experimente hin oder her - sich warm anzuziehen kann auch nicht schaden", betont Andraczek.