Influenza-Virus: Anzeichen für niedrigere Grippewelle in NRW

Stand: 10.01.2025, 14:23 Uhr

Laut RKI deutet sich eine Grippewelle an. In NRW sind die Zahlen aber deutlich niedriger als in den vergangenen Jahren.

Die Zahl der bundesweit gemeldeten Influenza-Fälle ist nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) seit Anfang Dezember deutlich gestiegen, wie es in einem aktuellen Bericht heißt. Demnach wurden in der Woche vom 2. Dezember noch rund 1.220 laborbestätigte Influenza-Fälle an das Institut übermittelt, für die Woche vom 30. Dezember sind es bislang bereits rund 4.560.

Die jährliche Grippewelle hat laut RKI in den vergangenen Jahren meist im Januar begonnen und drei bis vier Monate gedauert. Vom Beginn der Grippewelle könne man stark vereinfacht dann sprechen, wenn in jeder fünften Patientenprobe Influenza A- oder B-Viren nachgewiesen werden.

Grippe-Welle in NRW bislang niedriger als in den vergangenen Jahren

Auch in NRW ist die Zahl der nachgewiesenen Infektionen mit Influenza-Viren in den vergangenen Wochen gestiegen, liegt aber bislang deutlich unter den Werten der vergangenen Jahre. Nach Daten des Landeszentrums Gesundheit (LZG) NRW wurden in der ersten Woche des aktuellen Jahres 801 Fälle gemeldet. In der ersten Kalenderwoche 2024 lag die Zahl bei 1.158, im Jahr 2023 bei 2.255.

Auch die Infektionszahlen Zahlen für Dezember 2024 fielen wesentlich niedriger aus, als in den zwei Jahren zuvor. So infizierten sich laut LZG NRW in den letzten vier Wochen des vergangenen Jahres insgesamt 1.567 Menschen in NRW. Im Dezember 2023 waren es 2.755. Und in den letzten vier Wochen des Jahres 2022 wurden dem LZG insgesamt 23.666 Influenza Fälle gemeldet.

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Immunität der Bevölkerung nach Corona gesunken

Die deutlich niedrigeren Zahlen im Vergleich zu den vergangenen zwei Jahren können laut Prof. Jörg Timm unter anderem mit den Folgen der Corona-Pandemie zusammenhängen. Timm leitet das Institut für Virologie am Uniklinikum Düsseldorf und ist Sprecher der Virusallianz NRW, einem Forschungsnetzwerk der Unikliniken Bochum, Bonn, Düsseldorf, Essen und Köln.

"Durch die Schutz- und Hygienemaßnahmen wie beispielsweise Abstandsregeln und Mund-Nase-Masken ist die Zahl die Grippe-Infektionen während der Pandemie extrem gesunken", erklärt er. Die Folge: Dadurch, dass sich in den Grippe-Saisons 2020/21 und 2021/22 wesentlich weniger Menschen mit dem Influenza-Virus ansteckten, sank auch die Immunität in großen Teilen der Bevölkerung. "Die Folge waren extrem viele Infektionen, vor allem in der Grippesaison 2022/23", sagt der Virologe.

Diese vielen Infektionen wiederum könnten laut Timm jetzt dazu führen, dass viele Menschen wieder eine bessere Immunität gegen das Virus aufgebaut haben und sich daher nicht so schnell anstecken.

Grippe-Impfung für Risiko-Gruppen sinnvoll

Trotz dieser großen Immunität in der Bevölkerung sei eine Grippe-Impfung für ältere Menschen oder Personen mit Vorerkrankungen sinnvoll, sagt Timm. "Bei der Impfung geht es ja um den individuellen Schutz von Menschen, die zu einer Risikogruppe gehören", so der Virologe. "Denn bei ihnen besteht immer die Gefahr, dass die Krankheit einen schwereren Verlauf hat, als bei weniger vulnerablen Menschen."

Um sie, aber auch alle anderen Menschen vor einer Grippe-Infektion oder der Ansteckung mit anderen Viren wie Corona oder RSV zu schützen, rät das RKI, bei einer Erkrankung bis zu einer deutlichen Besserung der Symptomatik zu Hause zu bleiben.

"Auch das Tragen von OP-Masken im ÖPNV oder an anderen stark besuchten Orten hilft, dass sich weniger Menschen infizieren", sagt Timm. Bei diesen Überlegungen müsse aber immer abgewogen werden, in welchem Verhältnis Kosten und Nutzen stünden.

Unsere Quellen:

Über dieses Thema berichten wir im WDR am 9.1.2025 auch im Fernsehen: Aktuelle Stunde, 18.45 Uhr.