Ab Donnerstag rollt er wieder, der Ball. Bis zum 20. August geht in Australien und Neuseeland mit der FIFA Frauen WM 2023 ein internationales Fußballturnier über die Bühne. Wer beherrscht das Spiel mit dem runden Leder besser, eleganter, technisch ausgereifter: Die Frauen? Oder doch die Männer?
Die Nation zeigt sich gespalten. Viele Sportbegeisterte fiebern mit den deutschen Spielerinnen, die bei der WM am Montag (24. Juli) ihr erstes Spiel gegen Marokko bestreiten - und freuen sich auf Fußball der Spitzenklasse. Ein anderer Teil der Fans hängt an klassischen Vorurteilen und wertet das Spiel der Frauen - im Gegensatz zu dem der Männer - als maues Ballgetrete, das technisch wenig ausgereift sei und Geschwindigkeit vermissen lasse.
Studie zeigt: Frauen- und Männer-Fußball sind gleichwertig
Doch was ist dran an diesen Vorurteilen? Forscher aus Zürich und Stavanger wollten es genau wissen. Sie initiierten eine Studie mit mehr als 600 Probanden im Durchschnittsalter von 34 Jahren und teilten sie in zwei Gruppen. Die erste Gruppe schaute sich Videoclips an und sah jeweils fünf Tore von Fußballern und Fußballerinnen, die während Weltmeisterschaften oder in der Champions League als herausragend galten. Die zweite Gruppen der Probanden sah dieselben Videoclips, wobei durch Verpixelungen nicht zu erkennen war, ob Frauen oder Männer dem Ball hinterherjagten.
Ergebnisse der Studie: Männer-Fußball wird als hochwertiger eingeschätzt, allerdings nur, wenn die Spieler als Männer zu sehen sind. War nicht erkennbar, ob Frauen oder Männer spielten, gab es keine Unterschiede in der Bewertung der Spielszenen. Frauen-Fußball und Männer-Fußball wurden als gleichwertig wahrgenommen.
Geschlechterklischees und Stereotypen immer noch verbreitet
Daraus ziehen die Autoren der Studie die Schlussfolgerung, dass die verbreitete Annahme, Frauen-Fußball werde weniger nachgefragt und weniger gut bezahlt, weil die Qualität schlechter sei, "auf Geschlechterklischees und Stereotypen" zurückzuführen sei.
Im Internet kursiert übrigens ein Video, das angeblich Spielszenen der französischen Männer-Nationalelf zeigt, aber: Eigentlich handelt es sich um Frankreichs Frauen-Nationalelf.
Diese Kampagne sei die "perfekte Werbung für den Frauen-Fußball", findet die ehemalige Profifußballerin Turid Knaak. Dem WDR sagte sie, die Kampagne zeige, dass Frauen in Sachen Fußballspielen sehr weit sind. Es sollte doch ganz normal sein zu akzeptieren, dass auch Frauen in der Lage sind, die gleichen raffinierten Spielzüge zu initiiieren und die gleichen spektakulären Tore zu schießen wie Männer, so Knaak.