Die 62.000 Teilnehmer der Befragung des ADFC in Nordrhein-Westfalen stellen der Fahrradpolitik in den NRW-Städten und Gemeinden insgesamt kein gutes Zeugnis aus. Auch beim Fahrradklima-Test 2022 gibt es für NRW mit der Durchschnittsnote 3,9 nur ein "ausreichend".
ADFC nennt NRW-Ergebnis enttäuschend
Für den NRW-Vorsitzenden des ADFC, Axel Fell, ist das enttäuschend: "NRW nennt sich das Fahrradland Nummer 1, wurde aber mit der Schulnote 3,9 benotet. Im Vergleich zur letzten Bewertung vor zwei Jahren treten wir noch immer auf der Stelle."
Fell fordert deswegen das Land auf aktiv zu werden, damit die Städte mehr für Radfahrende tun können. "Wir haben kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsproblem. Es fehlt an Planerinnen und Planern, aber häufig auch am politischen Willen", ergänzt ADFC-Pressesprecher Ludger Vortmann.
Auch bei der aktuellen Ausgabe des Fahrradklimatests ist die Spreizung bei den Noten in NRW so groß wie in keinem anderen Bundesland. Wie vor zwei Jahren kommen auch diesmal die beiden Orte mit der bundesweit besten und schlechtesten Note aus NRW.
Wettringen erneut ganz vorne
Das kleine Wettringen im Münsterland ist erneut fahrradfreundlichster Ort Deutschlands, erzielt nach 1,96 vor zwei Jahren mit einer glatten 2 aber eine etwas schlechtere Durchschnittsnote. Wettringen gewinnt außerdem die Sonderauswertung "Ländlicher Raum" und punktet dabei vor allem mit der guten Erreichbarkeit der Nachbarorte.
Lüdenscheid behält die rote Laterne
Aber auch die Stadt mit der schlechtesten Note aller Orte bundesweit kommt erneut aus NRW. Lüdenscheid hat sich im Notenschnitt sogar noch weiter verschlechtert und fällt mit 5,15 glatt durch. Die Teilnehmer fühlen sich beim Radfahren in Lüdenscheid sehr unsicher und ihnen sind die Radwege zu schmal.
Neben Lüdenscheid landen noch drei weitere NRW-Städte auf dem jeweils letzten Platz in ihrer Städte-Größenkategorie:
Münsterland weiter besonders fahrradfreundlich
Vorzeigeregion in Sachen Radverkehr bleibt das Münsterland.
- Münster sichert sich den ersten Platz unter den Großstädten bis 500.000 Einwohner mit der Note 3.
- Mit Bocholt, Coesfeld (3,05) und Reken (2,37) sind drei weitere Kommunen aus dem Münsterland vorne mit dabei.
- Gut schneidet auch Meckenheim (2,58) aus dem Rheinland ab.
- Die Landeshauptstadt Düsseldorf (4,11) ist erneut die NRW-Großstadt über 500.000 Einwohner mit der besten Note.
"Münster war nicht immer eine tolle Fahrradstadt", sagt ADFC-Pressesprecher Ludger Vortmann. Die Stadt sei jedoch fleißig gewesen und dieses Jahr sogar nominiert für den Deutschen Fahrradpreis. "Inzwischen hat Münster einen Radverkehrsanteil wie ungefähr Amsterdam oder Utrecht", so Vortmann.
Viele Aufholer kommen aus NRW
Vier von sechs Aufholern kommen aus NRW. Das sind die Städte, die in ihrer Größenkategorie ihre Note am stärksten verbessert haben. Dazu gehören mit Köln, Bonn (3,82) und Bad Honnef (3,63) drei Städte aus dem Rheinland außerdem Neunkirchen (2,89) aus dem Münsterland.
Die Co-Vorsitzende des ADFC in NRW, Rebacca Heinz, sieht das als positives Signal. "Wir sehen, dass Städte, die mit Mut auch gegen Widerstände den Radverkehr gefördert haben, dafür belohnt wurden. Und wir sehen auch, wie wichtig es ist, dass sich die Stadtspitze persönlich stark macht für nachhaltige Mobilität. Denn die Förderung des Radverkehrs sollte Chef- und Chefinnensache sein."