Lisa Buckwitz ist Olympiasiegerin. Bei den Winterspielen in Pyeongchang 2018 sicherte sie sich als Anschieberin Gold im Zweierbob. Inzwischen ist die 29-Jährige als Bob-Pilotin erfolgreich. 2024 wurde sie Weltmeisterin im Zweierbob und gewann den Gesamtweltcup im Monobob. Doch in einem Punkt lief es für die Sportsoldatin bislang nicht rund: bei der Suche nach Sponsoren, die Geld in sie und ihre Sportart investieren.
Inzwischen hat sich das geändert: Die Sportsoldatin lässt sich jetzt von der Erotik-Plattform "OnlyFans" finanziell unterstützen. Im Gegenzug will sie ihren Fans auf dem Portal Einblicke in ihren Alltag gewähren. Auch Bilder von ihr werde es geben. Aber:
"Im Prinzip sind die Inhalte erst einmal ähnlich wie die auf Instagram", sagt Buckwitz. "Dort sieht man mich auch mal im Bikini oder im Sport-BH."
Höchstleistungen "muss man sich leisten können"
Der Unterschied: Auf "OnlyFans" präsentiert sie sich eben nicht nur, weil sie es an sich gerne macht – sondern weil sie das Geld des Sponsors braucht: "Ich bin als Bobpilotin verantwortlich für mein komplettes Team. Ich muss eine Anschieberin bezahlen, trage die Kosten für das Material meines Bobs. Deshalb muss ich uns vermarkten, so gut ich kann."
Allein ein paar Kufen – von denen bis zu acht Stück pro Saison gebraucht werden – koste 8.000 Euro. "Wenn man vorn mitfahren und Höchstleistung bringen möchte, muss man sich das auch leisten können."
Eine Position, die andere Spitzenathleten in Deutschland durchaus teilen. Die Judoka Miriam Butkereit, die bei den Olympischen Spielen in Paris die Silbermedaille gewann und im Spitzenförderprogramm der Bundespolizei netto ungefähr 3.000 Euro im Monat verdient, sagte dem WDR, sie könne verstehen, dass sich Sportler aus finanziellen Gründen von Erotik-Plattformen sponsern lassen.
Auch andere Sportler sprechen von zu wenig Förderung
Andere Olympioniken schon. Zum Beispiel der Wasserspringer Timo Barthel. Er postet auf "OnlyFans" auch mal seinen Sixpack, um sich den Osteopathie-Termin leisten zu können, wie er dem "Spiegel" sagte. Andere Athleten sprechen ebenfalls von deutlich zu wenig Förderung. Kajak-Olympiasieger Max Rendschmidt und Tom Liebscher-Lucz hatten Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bei dessen Besuch der Olympischen Spiele in Paris vorgeworfen, dass er zu wenig für die Förderung tue.
Zwischenzeitlich hatte das Bundeskabinett für ein Sportfördergesetz grünes Licht gegeben. Kern des Vorhabens: Eine Sportagentur, in der Vertreter von Bundesinnenministerium, Deutschem Olympischen Sportbund (DOSB) und der Länder sitzen und über die Verteilung der Fördermittel in die Sportarten entscheiden. Wegen des Bruchs der Ampel-Koalition steht die Initiative erst einmal vor dem Aus.
Buckwitz macht Kostenaufstellung
Zurück zu Bob-Olympiasiegerin Lisa Buckwitz. Sie und andere Spitzenathleten müssen vorerst weiter gucken, wie sie an Geld für ihren Sport kommen, damit sie bei künftigen Wettkämpfen ganz vorne mit dabei sind. Buckwitz, die sich 2022 schon für den "Playboy" ablichten ließ, stellt folgende Rechnung auf: Der bis zu 100.000 Euro teure Bob werde von den Athleten geleast. Reisekosten übernehme der Verband, da sie in der Nationalmannschaft sei. Für sie selbst entstünden Kosten für das Material und ihre Anschieberin Vanessa Mark. Von "OnlyFans" erhalte sie eine feste Summe, im Gegenzug gibt sie auch Werbeflächen auf dem Bob und der Kleidung her.
Unsere Quellen:
- Lisa Buckwitz und Timo Barthel gegenüber dem "Spiegel"
- Miriam Butkereit gegenüber dem WDR
- Nachrichtenagentur dpa
Über dieses Thema berichteten wir auch im WDR-Fernsehen: am 15.11.2024 um 18.45 in der Aktuellen Stunde.