Pendler und Reisende müssen damit rechnen, dass bei der Bahn bald wieder alles stillsteht. Die Gewerkschaft EVG hat an diesem Mittwoch zeitnahe Warnstreiks im Tarifkonflikt bei der Deutschen Bahn in Aussicht gestellt. Einen genauen Zeitraum nannte sie bisher nicht.
Bis Montag sind Streiks unwahrscheinlich
Fest steht aber wohl: Bis einschließlich kommendes Wochenende müssen sich Fahrgäste zunächst keine Gedanken machen. Warnstreiks sind bis dahin so gut wie ausgeschlossen, weil sich die EVG erst in ihren Gremien abstimmen will. "Das braucht einigen Vorlauf", sagt Tarifvorständin Cosima Ingenschay. Außerdem ist am kommenden Samstag der 25. Jahrestag des ICE-Unglücks von Eschede. "Da ist es wichtig für die Kolleginnen und Kollegen, dass wir keinesfalls an diesem Tag selber streiken werden und auch nicht an den An- und Abreisetagen zur Gedenkfeier am Freitag und am Sonntag", sagt EVG-Verhandlungsführer Kristian Loroch. Ab Montag sind Warnstreiks allerdings denkbar.
DB-Personalvorstand: "Kein Entgegenkommen, keine Lösungsvorschläge"
Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft hat am späten Dienstagabend das dritte Angebot der Deutschen Bahn abgelehnt. Stattdessen hat die EVG die DB zu neuen Verhandlungen für diesen Mittwoch eingeladen. Der Konzern lehnt das allerdings ab.
"Die Gewerkschaft zeigt kein Entgegenkommen und macht keine Lösungsvorschläge. Sie beharrt einfach stur auf ihren Ausgangsforderungen", kritisierte DB-Personalvorstand Martin Seiler. Weiteren Verhandlungen seien "im Moment sinnlos, weil die EVG sich keinen Millimeter bewegt".
Die nächsten Tage entscheiden über Streiks
"Wesentliche Punkte unserer Forderungen sind weiterhin nicht erfüllt", sagte hingegen EVG-Verhandlungsführer Kristian Loroch. "Das, was derzeit auf dem Tisch liegt, ist sozial ungerecht." Weitere Verhandlungen seien im Interesse des Konzerns, "denn so lange wir am Verhandlungstisch sitzen, wird nicht gestreikt". Ob es nun zu weiteren Warnstreiks kommt, hänge von den nächsten Tagen ab.
Bereits zwei Mal hat die EVG im laufenden Tarifstreit zu Warnstreiks aufgerufen und den Bahnverkehr in Deutschland damit weitgehend zum Erliegen gebracht. Einen dritten geplanten 50-Stunden-Warnstreik hatte die Gewerkschaft kurzfristig abgesagt, nachdem sie mit der Bahn in einem der Verhandlungsknackpunkte einen Vergleich erzielt hatte. Auch eine Urabstimmung, die unbefristete Streiks zur Folge haben könnte, ist noch nicht vom Tisch.
Das sind die Positionen im Tarifstreit
Die Bahn hat Lohnerhöhungen von stufenweise zwölf Prozent bei den unteren Lohngruppen in Aussicht gestellt. Zehn Prozent mehr sollen die mittleren Gruppen bekommen, acht Prozent die oberen. Hinzu kommt eine ebenfalls stufenweise Inflationsausgleichsprämie von insgesamt 2.850 Euro netto. Die Laufzeit beträgt 24 Monate.
Die Gewerkschaft fordert hingegen einen Festbetrag von mindestens 650 Euro pro Monat mehr oder zwölf Prozent bei den oberen Lohngruppen. Die Laufzeit soll nach ihren Vorstellungen nur zwölf Monate betragen. Einmalzahlungen lehnte die EVG bislang strikt ab. Beide Seiten liegen also noch immer weit auseinander.