Die Gewerkschaft IG Metall hat die vierte Tarifrunde für die nordwestdeutsche Stahlindustrie in der Nacht nach zehnstündigen Gesprächen für gescheitert erklärt – jetzt soll es flächendeckend 24-Stunden-Streiks geben.
600 bis 800 Streikende in Krefeld
Um 13:00 Uhr hat der 24-Stunden-Streik in Krefeld bei den 1.029 Beschäftigten von Outokumpu Nirosta begonnen. An den Werkstoren stehen Gewerkschaftsleute und informieren die Belegschaft darüber, das gestreikt wird. Viele Mitarbeiter, die gegen Mittag ihre Schicht starten sollten, werden deshalb nicht arbeiten. Der Betriebsrat bei Outokumpu Nirosta schätzt, dass am Mittwoch nach 24 Stunden allein an diesem Standort 600 bis 800 Mitarbeiter gestreikt haben werden - und damit mehr als die Hälfte der Belegschaft.
Mehrere Betriebe von Streiks in NRW betroffen
Um 4.30 Uhr startete der erste Streik im Werk von Thyssenkrupp in Finnentrop im Kreis Olpe. Dort waren 230 Beschäftigte zum Ausstand aufgerufen. Streikaufrufe in weiteren Betrieben der Stahlindustrie sollen im Laufe des Tages folgen, sagte ein Gewerkschaftssprecher in der Nacht im Gespräch mit dem WDR. Insgesamt sollen mehrere Tausend Beschäftigte aufgerufen werden, die Arbeit niederzulegen.
Die IG Metall war mit der Forderung nach Lohnerhöhungen und einer 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich in die Verhandlungen gegangen. Anfang Dezember kam es vor dem Hintergrund der stockenden Tarifverhandlungen zu ersten Warnstreiks in der nordwestdeutschen Stahlindustrie.
Streik in Dortmund
Etwa 150 Beschäftigte sollen heute in der Stahlindustrie zur Nachmittagsschicht die Arbeit niederlegen. Die Gewerkschaft fordert eine Lohnerhöhung von 8,5 Prozent und eine 32-Stunden-Woche. Deshalb hatten schon vor einer Woche mehr als 1.000 Beschäftigte auf dem Borsigplatz in Dortmund demonstriert.
Erste Lösung im Tarifkonflikt soll sich abzeichnen
"Nachdem beide Seiten an vielen Stellen beim Thema Arbeitszeit Schritte in Richtung eines Lösungsmodells gegangen sind, scheiterte der Einigungsversuch dann vor allem an der Frage der Entgelterhöhung", erklärte der Bezirksleiter der IG Metall NRW, Knut Giesler.
Die Arbeitgeber hätten eine Einmalzahlung von 1.000 Euro für Januar 2024 und einen Anstieg der Entgelte ab Juli 2024 um 3,5 Prozent bei einer Gesamtlaufzeit von 19 Monaten geboten. "Dieses Angebot ist so weit von einem möglichen Endergebnis entfernt, dass wir uns entschieden haben, die Verhandlung zu beenden", erklärte Giesler.
Neue Verhandlungen am Freitag
Die Gewerkschaft fordert 8,5 Prozent mehr Geld für 12 Monate. Der Arbeitgeberverband Stahl bezeichnete die Vorstellungen der IG Metall als "völlig überzogen". Die IG Metall bewerte die Angebote der Arbeitgeberseite "ausschließlich an den eigenen überzogenen Erwartungen". Angesichts einer drohenden Wirtschaftskrise sei das "völlig verantwortungslos", sagte Hauptgeschäftsführer Gerhard Erdmann.
Die IG Metall Nordrhein-Westfalen führt Flächentarifverhandlungen für die Stahl- und Eisenindustrie in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Bremen und Niedersachsen. Die Tarifverträge gelten nach Angaben der Gewerkschaft für rund 68.000 Beschäftigte. Die nächste Verhandlungsrunde wurde für Freitag in Düsseldorf angesetzt.