Vor knapp einer Woche hat die AfD bei Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen hohe Ergebnisse mit über 30 Prozent der Wählerstimmen eingefahren. In Thüringen, wo sie als gesichert rechtsextremistisch gilt, ist sie Wahlsieger.
Doch was ist mit all denen, die eben nicht AfD gewählt haben? Was ist mit all denen, die in den vergangenen Wochen, Monaten und Jahren aktiv waren im Kampf gegen Rechtsextremismus? Wie frustriert sind sie?
Oder anders gefragt: Wie fühlt es sich an, in einem Bundesland zu leben, in dem jeder Dritte AfD wählt?
Ulli Sondermann-Becker ist seit dreißig Jahren MDR-Reporter in Thüringen. Er spricht angesichts der Wahlergebnisse von "Katerstimmung" und "ängstlichem Abwarten , was jetzt passiert".
Ulli meint, der Alltag habe sich für viele verändert. Das habe schon mit Corona angefangen: "Corona hat dazu geführt, dass man immer, wenn man Leute kennenlernt, sich ein bisschen abtastet und schaut, wo steht denn der andere eigentlich?" Das sei jetzt mit der AfD genauso. Wenn man etwa in die Stadt gehe, hoffe man, dass man niemanden auf einer AfD-Demo sehe, den man im privaten Leben kennt und schätzt.
Viele wollen inzwischen weg aus Thüringen. Viele, aber nicht alle. "Es gibt auch engagierte junge Menschen, die sagen: Ich lass mir das alles nicht bieten, ich stelle mich dem Ganzen." Ulli verweist auch auf die zahlreichen Demonstrationen gegen Rechtsextremismus, die es auch in Thüringen gegeben habe: "Für die ganzen kleinen Städte war das eine ganz große Sache. Dass die Menschen gesehen haben, ich bin nicht allein."
Für „nah dran“ erzählen unsere Reporterinnen und Reporter jeden Freitag, was sie bei ihren Recherchen erlebt haben. Sie werfen einen Blick hinter die Nachrichten, hören Betroffenen zu und erleben selbst mit, wovon die meisten nur kurz in den wöchentlichen Schlagzeilen lesen. Näher ran als sie kommt keiner – egal ob im Ausland, in der Hauptstadt oder direkt vor unserer Tür in der Region.