Am 7. Mai 1824 fand die Uraufführung von Ludwig van Beethovens Neunter Sinfonie im Wiener Kärntnertortheater statt. Den tosenden Applaus hat er nicht mehr hören können. Ludwig van Beethoven (1770-1827) war bereits taub, als seine 9. Sinfonie uraufgeführt wurde.
Heute ist das Werk eine der bekanntesten Kompositionen der Musikgeschichte. Auch 200 Jahre nach seiner Entstehung hat die "Neunte" ganz offenbar nichts von ihrer Energie eingebüßt. Bis heute, also auf den Tag genau 200 Jahre später, ist Beethovens Neunte überall präsent.
Was ist das Besondere an Beethovens Neunter Sinfonie?
Für viele Musikexperten gilt Beethovens Neunte als das fulminante Highlight der klassischen Sinfoniegeschichte. Den vierten Satz bildet die Vertonung von Friedrich Schillers Ode "An die Freude", den einige als "das größte musikalische Werk der Menschheit" bezeichnen.
Dass ein Chor in einer Sinfonie auftritt, war damals "revolutionär", sagt der Direktor des Bonner Beethoven-Hauses, Malte Boecker. Dass die 200 Jahre alte Sinfonie heute noch fasziniert, spreche in erster Linie für ihre hohe musikalische Qualität.
Das Werk sei hochkomplex und einfach zugleich. Die Originalpartitur gehört zum Unesco-Weltdokumentenerbe. Melodie und Text dieses Schlusschores gelten als Inbegriff der klassischen Musik und haben die Europäische Hymne inspiriert.
Wie wurde ein Teil von Beethovens Neunter zur "Europahymne"?
Die "Ode an die Freude" ist ein Appell für ein friedliches Miteinander, für Menschlichkeit und Brüderlichkeit - und breitet damit ein weltumspannendes Thema aus. So sehr, dass das Werk oft überstrapaziert wurde und laut Boecker eine "hemmungslose Vermarktung" stattgefunden hat.
Die Nationalsozialisten nutzen die Sinfonie für ihre Propaganda. Die Ode erklang beispielsweise zur Eröffnung der Olympischen Spiele 1936 in Berlin. Bei den Olympischen Spielen 1956, 1960 und 1964 ist die gesamtdeutsche Olympiamannschaft unter der "Ode an die Freude" angetreten.
1972 erklärte dann der Europarat Beethovens "Ode an die Freude" zu seiner Hymne. Später wurde eine Instrumentalfassung auch zur Hymne der Europäischen Union. Instrumentalfassung auch deshalb, weil man keiner der vielen Sprachen Europas den Vorzug geben wollte.
Wieso ist der vierte Satz so berühmt?
Dieser berühmte vierte Satz von Beethovens 9. ist auch deshalb bis heute so berühmt, weil er so eingängig ist. So beruht die Melodie auf einer recht schlichten Tonfolge und einem einförmigen Rhythmus. Das Lied sei schon vor der Adelung durch Beethoven ein Gassenhauer gewesen, wie die Beethoven-Forscherin Beate Kraus vom Beethoven-Haus Bonn der dpa sagte. Dafür sei nicht nur der revolutionäre Text verantwortlich. Die Hymne auf Freude und Freundschaft sei auch in Studentenkreisen beliebt gewesen.
Wo taucht Beethovens Neunte heute noch auf?
Die "Ode an die Freude" begleitete die Teilung und Wiedervereinigung Deutschlands. Kurz nach dem Mauerfall führte Stardirigent Leonard Bernstein die Neunte mit dem umgedichteten Text "Freiheit, schöner Götterfunken" im Dezember 1989 in Ost- und Westberlin auf.
Sie wurde herangezogen für das Fassungsvermögen der CD (74 Minuten, so lang wie Furtwänglers Bayreuther Aufnahme aus dem Jahr 1951); Beim G20-Gipfel in Hamburg haben sich die Staatschefs am ersten gemeinsamen Abend Beethovens Neunte in der Elbphilharmonie angehört.
In Japan gehören Aufführungen der Neunten Sinfonie mit Amateur-Chören zu den Traditionen rund um den Jahreswechsel. Die größten dieser Konzerte finden in Osaka mit insgesamt 10.000 Sängerinnen und Sängern statt.
200 Jahre Beethovens Neunte - Wie wird das gefeiert?
Im Zentrum der Festivitäten des Beethoven-Hauses Bonn steht die Konzertrekonstruktion in der Historischen Stadthalle Wuppertal. Das ist ein Saal, der dem zerstörten Ort der Uraufführung stilistisch sehr nahe kommt. Die beiden Festkonzerte sind ausverkauft, sie werden aber unter dem Motto "RESOUND Beethoven 9" vom WDR aufgezeichnet und im Internet sowie über die Europäische Rundfunkunion in viele Länder live übertragen.
Erstmals wird das gesamte Konzertprogramm der Uraufführung zu hören sein, mit herausragenden Solistinnen und Solisten, mit dem Orchester Wiener Akademie, einem führenden Originalklang-Orchester, unter der Leitung von Martin Haselböck sowie mit dem WDR Rundfunkchor. Die Premiere am Dienstag ist ab 19.04 Uhr auf WDR3 und internationalen Hörfunksendern zu hören. Am Sonntag, 12. Mai, zeigt das WDR-Fernsehen ab 7.45 Uhr das Festkonzert.
Im Rahmen der Feiern zum Geburtstag der Neunten veranstaltet das Beethoven-Haus das Kammermusikfest BTHVN WOCHE (8.-11. Mai) zum Thema "Humanismus". Dazu finden unter anderem Konzerte, eine Talkrunde zu Gefährdungen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung sowie zwei Musiktheater-Produktionen im Jungen Theater Bonn statt. Hier geht's zum kompletten Programm des Bonner Beethovenhauses.
Unsere Quellen:
- Nachrichtenagenturen dpa, epd, KNA
- Seite des Bonner Beethoven-Hauses: www.beethoven.de
- Seite der Historischen Stadthalle Wuppertal: https://www.stadthalle.de/