Die Grand Dame des französischen Theaters Ariane Mnouchkine wird am 3.3.2024 85 Jahre alt. Seit 60 Jahren leitet sie das 1964 von ihr gegründete Pariser Theatre du Soleil.
Raumgreifende Produktionen, aufwändige Massenspektakel, Theater als ein alle Sinne ansprechendes Gesamtkunstwerk – so inszeniert Ariane Mnouchkines ihre Stücke. Und immer spielt das Publikum eine zentrale Rolle. Die Tochter eines Filmregisseurs mit russischen Wurzeln und einer Engländerin wächst behütet in Frankreich auf, studiert dann in Oxford. Auf einer Asienreise wird sie von der asiatischen Schauspielkunst inspiriert, die sie ab 1964 in ihrem eigenen "Théâtre du soleil" aufgreift. Weltberühmt wird sie 1970 mit der Inszenierung der Französischen Revolution im Stück "1789". *** Das ist unsere wichtigste Quelle: Josette Féral (Hg.): Ariane Mnouchkine und das Théâtre du Soleil. Berlin 2002 *** Das sind die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Claudia Belemann, Redaktion: Matti Hesse
Nach dem französischen Abitur geht Ariane Mnochkine zunächst zum Studium nach Oxford, dann auf eine Asienreise. Dort lernt sie das Nô und das Kabuki Theater kennen, den indischen Tanz, das Spiel mit Masken, Feuerspektakel und Massenszenen. Inspirationen für ihre späteren Inszenierungen. Denn nun steht fest: Die 25-Jährige will selbst Theater machen und gründet das "Théâtre du soleil". Die unkonventionelle Compagnie sorgt bald für Aufsehen: Sie spielen in einem Zirkuszelt, improvisieren auf der Bühne und leben als Kollektiv zusammen.
Der Durchbruch kommt 1970 mit dem Stück "1789". Das "Théâtre du soleil" ist mittlerweile in eine ehemalige Munitionsfabrik am Stadtrand von Paris gezogen. Gespielt wird auf fünf Bühnen, oft gleichzeitig – gemeinsam mit dem Publikum, das die Bevölkerung während der Revolution verkörpert. Theater als ein alle Sinne umfassendes Spektakel, das wird zum Markenzeichen von Ariane Mnouchkine. Ihre Themen sind immer hochpolitisch – von der Revolution bis zur Lage der Geflüchteten.
Sie selbst versucht ihr Theater so gerecht wie möglich zu leiten. Bis heute verdient jeder den gleichen Lohn, egal ob Direktorin, Maskenbildnerin oder Schauspielerin. 2019 wird Ariane Mnouchkine für ihr Lebenswerk mit dem Kyoto Preis geehrt, eine der bedeutendsten Auszeichnungen für Kunstschaffende weltweit.
In diesem Zeitzeichen erzählt Claudia Belemann:
- warum Ariane Mnouchkine "Sonnenkönigin des Theaters" genannt wird,
- wie die Besuche am Filmset ihres Vater sie beeinflusst haben,
- über einen Theaterbesuch in Kyoto, der ihr Leben verändert,
- warum sie nicht selbst die Rollen in ihren Stücken vergibt,
- über das kollektive Leben im "Théâtre du soleil".
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Georges Schlocker, Theaterkritiker
- Thomas Petz, Theaterkritiker- und Dramaturg
- Wes Williams, Literaturprofessor, University of Oxford
- Josette Féral (Hg.): Ariane Mnouchkine und das Théâtre du Soleil. Berlin 2002
- 1789. Ein Film von Ariane Mnouchkine & Théâtre du soleil. 1970/2017
- Moliere. Ein Film von Ariane Mnouchkine & Théâtre du soleil. 1978
- Le dernier caravanserail. Ein Film von Ariane Mnouchkine & Théâtre du soleil. 2006
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Claudia Belemann
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Nico Söllner