Heute sind Camille Claudels Skulpturen Millionen wert. Im 20. Jahrhundert hat der Kunstbetrieb die Bildhauerin in die Psychiatrie gebracht. Dort stirbt sie am 19.10.1943.
Mehr als 30 Jahre verbringt Camille Claudel in einer Nervenheilanstalt in Montdevergues bei Avignon. "Paranoider Verfolgungswahn" lautet damals die Diagnose. Heute gilt die Bildhauerin als Musterbeispiel für eine Künstlerin, die durch private und gesellschaftliche Umstände in eine seelische Sackgasse geraten ist.
*** Das ist unser Interviewpartner:
Professor Georg Franzen (Professor für Psychotherapie und Kunstpsychologie, Berlin und Celle)
*** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Christiane Kopka, Redaktion: Christoph Tiegel und David Rother
Zu der Zeit von Camille Claudel haben es Frauen schwer, die künstlerisch tätig sind. Im frühen 20. Jahrhundert ist die Kunst männlich dominiert. Die Bildhauerin ist zwar hochbegabt, doch staatliche Aufträge erhält sie keine. Dass ihr Leben zur Tragödie wird, liegt allerdings nicht nur an den gesellschaftlichen Umständen. Auch ihre private Situation ist von Anfang an schwierig.
Camille wird von ihrer Mutter abgelehnt, weil diese lieber einen Jungen gehabt hätte. Camilles Bruder erinnert sich: "Alle Welt zankte sich in der Familie: mein Vater mit meiner Mutter, die Kinder mit ihren Eltern und die Kinder unter sich." Bereits mit zwölf Jahren will Camille Bildhauerin werden. Da Frauen an der Kunstakademie in Paris nicht zugelassen sind, nimmt sie Privatunterricht bei Auguste Rodin.
Camille Claudel wird Rodins Mitarbeiterin, Model, Muse und schließlich Geliebte. Die Affäre ist problematisch: Der ältere Rodin ist bereits liiert, es kommt zu heftigen Eifersuchtsszenen. Camille verlässt ihn und zieht sich immer mehr zurück. "Paranoider Verfolgungswahn" lautet schließlich die Diagnose. 1913 lassen Mutter und Bruder sie einweisen. Obwohl die Ärzte ihre Entlassung befürworten, lehnt es die Familie ab, sie nach Hause zu holen. Mehr als 30 Jahre verbringt Camille Claudel in einer Nervenheilanstalt in Montdevergues bei Avignon - bis zu ihrem Tod.
In diesem Zeitzeichen erzählt Christiane Kopka:- Wie Camille Claudels Briefe aus der Psychiatrie klingen.
- Was Auguste Rodin über ihr Talent sagt.
- Wie Camille sich gegen Vorwürfe in der Presse wehrt, sie kopiere Rodin.
- Warum heute nur noch rund 90 Skulpturen existieren, die von der Bildhauerin stammen.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:- Professor Georg Franzen (Professor für Psychotherapie und Kunstpsychologie, Berlin und Celle)
- Georg Franzen: Camille Claudel. In: Georg Franzen: Symbolisches Verstehen. Beiträge zur angewandten Kunstpsychologie. Lang, Frankfurt am Main 2004
- Odile Ayral-Clause: Camille Claudel. A Life. Verlag Harry Abrams, New York 2003
- Reine-Marie Paris: Camille Claudel. 1864-1943. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1989
- Barbara Krause: Camille Claudel – Ein Leben in Stein. Herder Verlag, Freiburg im Breisgau, Neuausgabe 2014
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Redaktion: Christoph Tiegel und David Rother