Junge Menschen sitzen nachts auf einer Wiese und feiern. Über ihnen der Sternenhimmel mit zahlreichen Sternschnuppen.

Nachthimmel

Lichtverschmutzung: So machen wir den Sternenhimmel wieder sichtbar

Stand: 16.10.2024, 14:00 Von Pia Bergmann Gamechanger

Von Pia Bergmann

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Die Lichtverschmutzung nimmt weltweit jährlich zu und hat negative Auswirkungen auf Tiere, Pflanzen und Menschen. Inzwischen gibt es jedoch auch immer mehr Ansätze und Maßnahmen, durch die das künstliche Licht in der Nacht reduziert werden kann. Du selbst kannst auch aktiv werden!

Lichtverschmutzung: Wir machen die Nacht zum Tag

Wo wir Menschen leben, gibt es Licht: Wir beleuchten unsere Wohnungen, Häuser, Straßen, Sportanlagen, Baustellen, Großbetriebe und Wahrzeichen. Das Licht hat häufig Sicherheitsgründe – oder gehört zu Marketing-Strategien, wenn uns auf Leuchtreklamen die neuesten Werbekampagnen entgegen strahlen. Mit all diesem künstlichen Licht hellen wir den Nachthimmel auf – das nennt man Lichtverschmutzung.

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Du bist sehr wahrscheinlich auch davon betroffen. Laut dem Weltatlas der Lichtverschmutzung leben mehr als 80 Prozent der Weltbevölkerung und sogar mehr als 99 Prozent der Menschen in Europa und den USA unter einem Licht-verschmutzten Himmel. Vor allem in modernen Städten wird die Nacht zum Tag gemacht. Das bedeutet für dich, dass du sehr wahrscheinlich kaum Sterne sehen kannst und dein Tag-Nacht-Rhythmus möglicherweise gestört wird.

Die Erhellung des Nachthimmels nimmt weltweit durchschnittlich jedes Jahr um knapp zehn Prozent zu. Das hat eine Studie mit Bürgerwissenschaftler:innen ergeben, die von 2011 bis 2022 über die Sichtbarkeit des Sternenhimmels berichteten. Sie beobachteten den Nachthimmel in städtischer Umgebung in Nordamerika und Europa. Zuvor war man auf der Basis von Satellitenbildern von einer Zunahme um lediglich zwei Prozent ausgegangen.

Länder, die das Licht ausmachen

In einigen Ländern gibt es bereits Gesetze, die dazu beitragen sollen, die Lichtverschmutzung zu reduzieren oder ganz zu vermeiden. Im Jahr 2002 verabschiedete Tschechien als erstes Land der Welt ein Gesetz, welches Maßnahmen zur Reduzierung der Lichtverschmutzung für das ganze Land enthält. Dadurch sind beispielsweise nach oben strahlende Lampen verboten. Diese Vorschrift gibt es seit 2007 auch in Slowenien .

In Frankreich bleiben seit 2013 Schaufenster und Fassaden dunkel. Die Beleuchtung in Bürogebäuden muss spätestens eine Stunde nach dem Ende der Nutzung ausgeschaltet werden und Kulturdenkmäler, sowie öffentliche Parks und Gärten dürfen nur bis spätestens 1 Uhr morgens beleuchtet werden.

Öffentliche Beleuchtung in Deutschland

In Deutschland gibt es kein direktes Gesetz gegen Lichtverschmutzung. Allerdings haben verschiedene Vorschriften aus unterschiedlichen Gesetzen, wie dem Bundesnaturschutzgesetz oder dem Bundesimmissionsschutzgesetz indirekt Einfluss auf die Beschränkung der Beleuchtung im öffentlichen Raum. Wie dieser am Ende beleuchtet wird, liegt aber weitgehend im Ermessen der Kommunen.

Ob und wie viel Beleuchtung notwendig ist, ist je nach Ort und Gegebenheiten individuell. Aufgrund der Energiekrise sind auch einige Kommunen 2022 dazu übergegangen, die Straßenbeleuchtung nachts ganz abzuschalten oder zu dimmen.

Lichtschutzgebiet: Deutschlands erste Sternenstadt

Nicht nur ganze Länder, sondern auch einzelne Städte setzen Zeichen im Kampf gegen die Lichtverschmutzung. Die Stadt Fulda in Hessen wurde aufgrund ihrer Bemühungen von der International Dark Sky Association (IDA) 2019 sogar zur ersten Sternenstadt Deutschlands ernannt. Hier arbeitet auch die erste Nachtschutzbeauftragte Deutschlands: Sabine Frank klärt auf, berät und sorgt so für gute Beleuchtung.

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In Fulda gibt es eine Richtlinie zum nachhaltigen Umgang mit Licht, zu der sich die Stadt selbst verpflichtet hat. Diese sieht beispielsweise Regeln für die Lichtlenkung, Lichtfarbe und Lichtmenge vor. Auch die Fassadenbeleuchtung ist hier besonders: Der Dom in Fulda wird von einem Scheinwerfer angestrahlt, auf dem eine Schablone befestigt ist. Diese hat genau die Form des Doms, sodass dieser punktgenau beleuchtet werden kann.

Dunklerer Nachthimmel durch Licht bei Bedarf

Entlang eines Radwegs in Fulda stehen Laternen, die die Bewegungsrichtung von Fußgänger:innen und Radfahrer:innen erfassen. Sie steuern per Funk die Beleuchtung entlang des Wegs so, dass es vor den Passant:innen hell und das Licht hinter ihnen wieder gedimmt wird. Im kleinen Ort Osterby an der dänischen Grenze werden die Laternen seit einigen Jahren zwischen 22:30 Uhr und 5 Uhr komplett ausgeschaltet. Die Bewohner:innen können diese per SMS mit dem Text "Licht" selbst anschalten.

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Solche adaptiven Beleuchtungssysteme werden in immer mehr Orten eingesetzt, beispielsweise in Eibelstadt oder Berlin. Durch Steuerungssysteme kann dabei der Lichtbedarf an die Tageszeit, das Verkehrsaufkommen oder die Wetterbedingungen angepasst werden.

Redaktioneller Hinweis: Zuvor haben wir hier geschrieben, dass es auch Bereiche im öffentlichen Raum und Straßenverkehr gibt, die aus Sicherheitsgründen dauerhaft beleuchtet werden sollten und das Vorgaben dafür zum Beispiel die europäische Norm für Straßenbeleuchtung DIN EN 13201 liefert. Diese Industrienorm ist jedoch keine Vorgabe, sondern bietet lediglich eine Orientierung. Sie kann auf freiwilliger Basis berücksichtigt werden.

Richtig leuchten für den Artenschutz

Viele Tierarten wie Insekten, Vögel und Fische sind nachtaktiv und orientieren sich an natürlichem Licht. Künstliche Beleuchtung, vor allem blaues und ultraviolettes Licht, kann sie daher verwirren und ihr Verhalten stören, was auch Auswirkungen auf die Pflanzenwelt hat. Nachtaktive Bestäuber wie der Nachtfalter werden beispielsweise von Licht angezogen und ihre Interaktion mit den Pflanzen dadurch gestört.

Straßenlaternen sind eine der Hauptursachen für diese Bedrohung. Und davon gibt es allein in Deutschland etwa neun Millionen. In den letzten Jahren wurden viele Laternen auf energieeffiziente LEDs umgerüstet, die weniger Strom verbrauchen und somit zu niedrigeren Energiekosten führen. Teilweise kommt es dadurch aber zu dem sogenannten Rebound-Effekt, dass mehr Lampen verwendet werden, weil man es sich leisten kann.

Für eine umweltfreundlichere Straßenbeleuchtung sollte warmweißes Licht eingesetzt, Überbeleuchtung vermieden und die Menge des nach oben gerichteten Lichts minimiert werden. Die gemeinnützige International Dark Sky Association (IDA) bietet beispielsweise eine Datenbank mit zertifizierten Unternehmen und Produkten, bei denen die Lichtverschmutzung eingedämmt wird. Grundsätzlich stört nachtaktive Tiere aber jede Form von künstlichem Licht.

Lichtschutzgebiete auf der Karte

Damit die Lichtverschmutzung weltweit reduziert werden kann, sind Forschungsprojekte und Organisationen wie die IDA zur Aufklärung wichtig. Sie schaffen ein Bewusstsein für das Problem, klären Menschen in der Politik und Stadtplanung über die Auswirkungen von Lichtverschmutzung auf und unterstützen bei der Schaffung und Erhaltung von Dunkelschutzgebieten auf der Welt.

Solche Dark-Sky-Parks oder Sternenparks gibt es auch in Deutschland. Um die Milchstraße oder Sternschnuppen sehen zu können, kannst du beispielsweise den Nationalpark Eifel und Umgebung, den Sternenpark Westhavelland oder das Biosphärenreservat Rhön besuchen. Jedes Jahr im Juli und August ist die Zeit der Perseiden – dann hast du besonders gute Chancen, viele Sternschnuppen zu sehen. Im Internet findest du auch einige Apps und Karten, die dir die besten Orte zur Sternbeobachtung zeigen.

Das kannst du an Haus und Garten tun

Du selbst kannst darauf achten, dass du zu Hause nur Leuchten verwendest, die ausschließlich nach unten und auf die zu beleuchtende Fläche strahlen. Pflanzen im Freien solltest du möglichst nicht anstrahlen. Am besten schließt du abends Jalousien und Vorhänge, damit kein unnötiges Licht nach außen dringt. Mit Zeitschaltuhren und Bewegungsmeldern kannst du der Umwelt und deinem Geldbeutel etwas Gutes tun!

Licht aus bei der Earth Night!

Jedes Jahr an einem März-Abend wird weltweit das Licht ausgeschaltet. Im September ist es sogar eine ganze Nacht. Die Earth Hour, beziehungsweise die Earth Night machen so auf das Problem der Lichtverschmutzung aufmerksam. Menschen können daran freiwillig teilnehmen. Das Ziel der Earth Night ist es, einen Planeten ohne Kunstlicht zu schaffen – so wie er bis vor 150 Jahren immer war.

Eine Verabredung mit dem Nachthimmel

aus dem kugelzwei-Newsletter:

So gerne ich auch in der Stadt lebe und ihre Vorzüge genieße, eines fehlt mir oft: die Natur. Aber ein Beitrag der Tagesschau in den sozialen Medien hat mich auf eine gute Idee für die kommenden Sommernächte gebracht.

"In den August-Nächten sind viele Sternschnuppen am Nachthimmel zu sehen. Wie und wo man sie am besten beobachten kann". Diese Zeilen vor dem Bild eines Sterne-übersäten Nachthimmels sprangen mir in den letzten Tagen beim Scrollen durch Instagram ins Auge.

Der Beitrag brachte mich auf die Idee, mich mit Freundinnen und Freunden für das Sternschnuppenspektakel zu verabreden. Statt wie üblich in den Stadtpark oder eine Bar zu gehen oder eine Serie zu streamen könnten wir lieber mal ein paar Getränke und Snacks einpacken, aus der Stadt rausfahren und auf einem öffentlich zugänglichen Hügel die Nacht verbringen.

Der Nationalpark Eifel ist beispielsweise ein anerkannter Sternenpark, in dem die nächtliche Dunkelheit geschützt wird. Dort gilt zwar Nachtruhe zum Wohle der Tiere, aber in dessen direktem Umfeld gibt es einige Spots zum Sterne beobachten.

Im Urlaub nehme ich mir für Naturereignisse wie den Sonnenauf- oder Untergang sehr gerne Zeit und genieße sie. Ich finde es schön, den Start oder das Ende eines Tages so bewusst zu erleben. Doch zu Hause im Alltag denke ich meist gar nicht daran. Geht es dir auch so?

Jedes Jahr im Juli und August kann man in Deutschland bei guten Bedingungen besonders viele Sternschnuppen sehen, weil es dann die Zeit der sogenannten Perseiden ist. Das sind kleine Gesteinskrümel, die von einem Kometen abgeplatzt sind und sich längs der Kometenbahn als Staubwolke im Weltall verteilt haben.

Eine Sternschnuppe (und die Milchstraße) habe ich das erste Mal vor ein paar Jahren im Urlaub auf einer Insel gesehen, die nachts kaum beleuchtet war. Das war auch das erste Mal, dass ich so richtig gemerkt habe, wie hell meine Stadt nachts erleuchtet ist und wie schlecht man dadurch den Nachthimmel sehen kann.

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Kommentare zum Thema

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1 Kommentar

  • 1 Sabine Frank 19.08.2024, 17:17 Uhr

    Hallo Kugel Zwei, ich bin die im Text erwähnte hauptamtliche Nachtschützerin. Vielen Dank für das Aufgreifen des Themas. Dennoch, ich wünschte, wir hätten vorher Kontakt gehabt, denn ich kenne die Rechtslage sehr gut. Diese - Bestimmungen BImSchG/BauNVO/BNatschG wurden leider überhaupt nicht erwähnt. Und fälschlicherweise die Industrie-Empfehlung DIN EN 13201 als Vorgabe bezeichnet. Das ist falsch. In Deutschland gelten Gesetze u. nicht Industrieempfehlungen. Es zählen die StVO u. Landesstraßengesetze, die bis auf den Fußgängerüberweg keine Beleuchtung vorsehen. Nicht berücksichtigt wurden zudem die vielen (Groß-)Städte auch in Deutschland, die nachts die Beleuchtung abschalten. Die Reduzierung der Lichtmenge (Lichtstrom * Zeit) ist die wirksamste Maßnahme. Und nein, Licht verhindert keine Vorfälle - sie ermöglicht sie sogar; auch wenn das falsche "Gefühl" etwas anderes sagt. Das ist mit meinem Soziologie-Hintergrund sogar mein Hauptthema. Hierzu würde ich gern sprechen.

    • kugelzwei 23.08.2024, 17:15 Uhr

      Liebe Frau Frank, Vielen Dank für das konstruktive Feedback. Wir sind gerne bereit in den Dialog zu treten und mit Ihnen über das Thema und insbesondere die von Ihnen angesprochenen Punkte zu sprechen. Dazu haben wir Ihnen bereits eine Kontaktanfrage zukommen lassen. Liebe Grüße vom Kugelzwei-Team.